Ärztin im Budapester Korányi-Krankenhaus: Der November brachte eine traurige Übersterblichkeit, die direkt und indirekt mit dem Coronavirus zusammenhängt.   Foto: MTI/ Zoltán Balogh

Neues von der Corona-Front

300.000 Infektionen, 8.000 Tote 

Der angesehene Virologe Miklós Rusvai geht davon aus, dass eine Herdenimmunität mit 4 Mio. Impfungen erreicht werden könnte. Parallel dazu dürfte die Infektion rund 2 Mio. Ungarn erfassen.

Die Impfstoffe scheinen gegen alle Mutationen des Coronavirus gewappnet, allerdings bieten sie voraussichtlich nur für 3-4 Monate sichere Immunität. So seien auch nur 30% der Menschen, die sich bereits einmal angesteckt haben, immun gegen das Virus. Politiker scheinen aber dazuzugehören: Premier Orbán hat bei mehreren Treffen in diesen Tagen zwar eine Maske getragen, reicht seinen Gesprächspartnern aber munter die Hand. Verschiedene Staatssekretäre zeigen sich z. B. bei Preisverleihungen ohne Maske, die sie offenbar nach einer gehaltenen Rede vergessen haben, wieder aufzusetzen.

Keine Entwarnung

Auch fünf Wochen nach Einführung der zweiten Notstandslage stehen die Zeichen nicht auf Entwarnung: Bis Sonntag stieg die Zahl der in Ungarn an und mit Covid-19 verstorbenen Personen auf 8.100 an, 303.000 Infektionen mit SARS-CoV-2 wurden identifiziert. Die Zahl der täglich aufgedeckten Neuinfektionen ist gegenüber dem Höchststand Ende November, Anfang Dezember um nahezu die Hälfte auf 3.000 positive Tests gefallen.

Leider sterben seither stabil mehr als 150 Ungarn täglich im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie, aber die sinkenden Zahlen der Corona-Patienten in den Krankenhäusern (7.000) und insbesondere an Beatmungsgeräten (500) geben Anlass zu Hoffnung. Die 7-Tage-Inzidenz ist mittlerweile in allen Landesteilen unter 400, in Győr, Budapest, Borsod und Szabolcs sogar unter 200 gefallen.

Demographie: Ernüchternde November-Zahlen

Im November zählte das Zentralamt für Statistik (KSH) 15.366 Todesfälle, so viele wie seit der Jahrtausendwende nicht mehr, als eine Grippewelle im Januar 2000 für den traurigen Rekord sorgte. Im Vergleich zum November 2019 starben beinahe 5.300 Ungarn mehr, was eindeutig auf die zweite Corona-Welle zurückzuführen ist. In den Herbstmonaten sterben gewöhnlich 10.-11.000 Menschen, auf dem jährlichen Höhepunkt der Grippewelle (Januar-März) sogar 12.-14.000 monatlich.

4,4 % mehr Babys

Laut KSH kamen zwischen Januar und November rund 85.000 Babys zur Welt, 4,4% mehr, als 2019 binnen elf Monaten. Gleichzeitig starben mit 122.300 Menschen 3,3% mehr, als vor einem Jahr. Wie das KSH hervorhebt, zeigte sich während der ersten Corona-Welle eine stagnierende Sterberate, auf die im Oktober jedoch bereits eine Übersterblichkeit um ein Sechstel und im November um die Hälfte folgte.

3.200 Covid-19-Tote im November

Laut operativer Einsatzleitung starben im Monat November rund 3.200 Ungarn an und mit Covid-19. Demnach kam es zu weiteren gut 2.000 Todesfällen über der „normalen“ November-Sterblichkeit. Dafür gibt es zwei Erklärungsansätze: Entweder sterben noch mehr Menschen an der Corona-Pandemie, die nicht getestet wurden, oder es sterben viele Ungarn zusätzlich, weil das Gesundheitswesen durch die vielen Corona-Patienten überlastet ist.

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