Orczy-Park
Am Teich des Orczy-Parks gibt es ein Café mit Terrasse. Foto: Wikipedia/ Andor Elekes

Innerstädtische Ausflugsziele

Orczy-Park – Grüne Oase im VIII. Bezirk

Wem es im Stadtwäldchen zu überlaufen ist, dem sei ein Besuch im ebenso leicht zu erreichenden Orczy-Park im 8. Bezirk empfohlen.

Noch bis vor wenigen Jahren galten die innenstadtfernen Teile des VIII. Bezirks als Problemviertel. Insbesondere die Gegend zwischen Kálvária tér und Illés utca genießt noch immer einen schlechten Ruf. Dabei hat sich hier mit der fortschreitenden Rehabilitation des Bezirks viel getan. Besonders eindrücklich zeigt sich das beim Orczy-Park: Aus dem einstigen innerstädtischen Wildwuchs wurde durch eine Runderneuerung vor knapp drei Jahren eine gepflegte Grünanlage, die definitiv einen Besuch wert ist.

Die Geschichte des Parks kann bis ins ausgehende 18. Jahrhundert zurückverfolgt werden. Damals erwarb die Familie Orczy das teils morastige Gelände als Jagdgebiet. 1794 ließ es László Orczy urbar machen und bepflanzen, um es dann wenige Jahre später als Park nach englischem Vorbild der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Jagdgebiet und Truppenübungsplatz

Bis in die späten 1860er Jahre wurde die Grünanlage fortlaufend weiterentwickelt. Es entstanden unter anderem erste Sportanlagen. 1820 wurde auf dem Gelände des Parks das damals größte Gewächshaus des Landes übergeben, welches jedoch 1867 einem Feuer zum Opfer fiel. Daraufhin schlug ein Zirkus ebenda seine Zelte auf. Mit den Jahren verfiel der Park zusehends. 1873 wurde er zwar erneuert, doch fortan von der angrenzenden Militärakademie als Truppenübungsplatz genutzt.

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs beheimatete die Anlage zahllose Unternehmen und Institute. Seit 2012 gehört sie zur Nationalen Universität für den Öffentlichen Dienst (NKE). Diese war es auch, die 2017 den Anstoß zur Erneuerung des Parks gab. Das Vorhaben stieß damals nicht nur auf Zustimmung: So fürchteten Liebhaber des romantisch verwilderten Orczy-Parks, dass der Charakter der Grünanlage verloren gehen würde. Nicht zu Unrecht: Im Rahmen der Erneuerungsarbeiten wurden 277 Bäume gefällt, ein Großteil des Wildwuchses wurde beseitigt. Heute hat der Orczy-Park tatsächlich nur noch wenig mit der leicht verwilderten Grünanlage von einst gemein.

Der Orczy-Park ist für Familien, Sportler und Pärchen optimal

Ein Besuch am Ostermontag zeigte uns: Der Orczy-Park ist beliebt, aber nicht überlaufen. Ein Grund dafür mag in der guten Erreichbarkeit via Metrolinie 3 liegen. Doch auch, wer mit dem Auto kommt, findet meist einen Parkplatz in unmittelbarer Nähe der Eingänge. Besonders in der Korányi Sándor utca ist fast immer etwas frei. Solange die Museen geschlossen sind, stehen aber auch vor dem Naturkundemuseum Parkplätze zur Verfügung.

Wir betreten den Park aus dieser Richtung. Es bietet sich uns ein wirklich erfrischender Anblick: Eine weitläufige Rasenfläche, in der Ferne eine Skulptur. Schon auf den ersten Metern sprinten, laufen und quälen sich zahlreiche Jogger vorbei. Der Park ist zweifelsohne bei Sportlern beliebt!

Eingang zum benachbarten Botanischen Garten „Füvészkért“. Foto: BZT/ Nóra Halász

Auf dem Gras sitzen Pärchen eng aneinandergekuschelt, Familien lassen Drachen steigen oder genießen ein Picknick, Leseratten sitzen in ihre Bücher versunken da. Positiv fällt auf, dass eigentlich alle den gerade so wichtigen Mindestabstand einhalten. Seit der Frühling auch in Budapest Einzug gehalten hat, haben Bilder von überfüllten Parkanlagen viele Menschen in Sorge versetzt. Doch davon ist im Orczy-­Park nichts zu spüren.

Ein Spaziergang entlang der Wege in Richtung des NKE-Campus führt an alten Platanen und neuen Parkbänken vorbei. Die Dichte der Laternenpfähle und die gute Einsehbarkeit der Wege vermittelt das Gefühl, dass man hier auch nach Einbruch der Dunkelheit noch beruhigt und sicher laufen oder den Tag ausklingen lassen kann.

Das Palmenhaus des Botanischen Gartens. Foto: BZT/ Nóra Halász

Für unsere Runde wählen wir den Kieselweg im Südwesten der Anlage. Links der großen Grünfläche spazieren wir am parkeigenen Fußballfeld vorbei. Dahinter befindet sich ein Kinderspielplatz, der selbst an einem Feiertag mit strahlendem Sonnenschein zwar gut besucht, aber nicht überfüllt ist. Hier spenden hochgewachsene, alte Bäume Schatten. Unweigerlich stellen wir uns vor, wie angenehm es im Sommer sein muss, hier die Kinder spielen zu sehen.

Kletterpark und Ententeich

Eine leichte Linkskurve später stehen wir vor dem parkeigenen Teich. Leider ist das Buttler Büfé, ein kleines Café mit Terrasse und Blick über den Teich, derzeit geschlossen. Doch schon in naher Zukunft dürften Spaziergänger hier wieder kalte Getränke und heiße Snacks bestellen können.

Die Bänke rund um den Teich sind an diesem Montag alle belegt. Die Menschen genießen die Sonne, und obwohl der Straßenlärm vom Nagyvárad tér unzweifelhaft zu hören ist, ist dieser doch so leise, dass schon ein leise geflüstertes „Wollen wir auf dem Heimweg noch ein Eis essen?” ihn übertönt.

Weiter geht es im Bogen um den Teich. Ein einzelnes Paddelboot hat scheinbar im Wasser überwintert und hofft, bald wieder an Besucher des Parks verliehen zu werden. Derzeit pausiert der Bootsverleih, doch die Aussicht aufs Wasser wirkt auch so Wunder für die Seele.

Am Nordufer des Teichs befindet sich ein Kletterpark. Hier können, wenn nicht gerade Lockdown ist, Kinder und Erwachsene gleichermaßen im Hochseilgarten ihre Geschicklichkeit und ihren Mut unter Beweis stellen.

Im großen Bogen umrunden wir schließlich die Mária-Ludovika-Statue sowie den Rasen und verlassen den Park. Unser nächstes Ziel: das Arboretum und der Botanische Garten.

Noch im Winterschlaf

Hier sehen wir gleich mehrere Augenpaare und Masken, denen wir bereits im Orczy-Park begegnet sind. Das Arboretum und der Botanische Garten der Loránd-Eötvös-Universität sind nur drei Gehminuten vom Park entfernt und ebenfalls einen Besuch wert.

Obwohl sich der Garten noch ein wenig im Winterschlaf befindet und einige der Wasserbecken momentan eher verwahrlost aussehen, bietet die Vielzahl der ausgestellten Pflanzen einen abwechslungsreichen Anblick. Das Palmenhaus, zweifelsohne die Krönung des Arboretums, sollte im Zuge der Lockerungen demnächst wieder Besuchern offenstehen.

Zentralgebäude des Botanischen Gartens. Foto: Facebook

Auch wenn der Garten zunächst eher übersichtlich erscheint, lassen die vielen kleinen Wege und Pfade, die zwischen den Beeten hindurchführen, den zurückgelegten Weg schnell länger erscheinen.

Der Garten hält einige Überraschungen bereit: Wer mit offenen Augen unterwegs ist, wird beispielsweise die ausgestellten Bonsais entdecken.

Obwohl der Eintritt mit 1.200 Forint für das überschaubare Arboretum im ersten Moment happig erscheint, ist die Aufrechterhaltung dieses grünen Kleinods, die man damit unterstützt, sicher eine gute Sache.

Orczy-Park und Botanischer Garten (Füvészkert)

Budapest, VIII. Bezirk, Orczy út 1/ Illés utca 25 

Weitere Informationen zum Botanischen Garten finden Sie – bisher leider nur auf Ungarisch – hier.

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