Die Nachricht von Milliardenschäden wegen des im Winter berstenden Foliendachs erwies sich als überzogen. Foto: MTI/ Zoltán Máthé

Biodom

Horrormeldung und Dementi

Die Hauptstadt kann die Heizkosten für den Biodom auf dem Gelände des Tierparks nicht länger tragen. Das behauptete die Stadtführung erst noch vor dem Wochenende, um die eigene Schreckensmeldung am Samstag gleich wieder zu revidieren.

Die linke Tageszeitung „Népszava“ skizzierte vor dem Wochenende ein Schreckensszenario: Dem Biodom droht ein Drama, weil Budapest als Träger die Heizkosten nicht länger stemmen kann. In der Winterkälte könnte das spezielle, 20.000 m2 umspannende Foliendach zusammenbrechen, das für mehrere Milliarden Forint konstruiert wurde. Die Stadtführung bedauert diese denkbaren negativen Folgen, sieht sich aber nicht in der Schuld, weil die Orbán-Regierung Budapest immer mehr Finanzen entzieht. Die Unterhaltung des noch immer nur rohbaufertigen Giga-Projekts Biodom kostet die Stadt monatlich mehr als 50 Mio. Forint.

Baukosten uferten aus

Der Biodom wurde als tropische Anlage für exotische Tiere und Pflanzen entworfen. Weil die Kosten des Projekts jedoch unüberschaubar ausuferten, trat der damalige Zoodirektor Miklós Persányi zurück. Die ursprüngliche Vereinbarung hatte die Orbán-Regierung mit Oberbürgermeister István Tarlós geschlossen. Als dieser 2019 von der Opposition aus dem Amt gedrängt wurde und OB Gergely Karácsony an seine Stelle rückte, ging die Regierung mit der Vollendung des Prestigeprojekts auf Abstand. Damals wurde der noch fehlende Betrag für die Fertigstellung des Biodoms auf rund 15 Mrd. Forint angesetzt, heute könnte dieser das Vierfache erreichen. Dabei waren die ursprünglichen Baukosten von insgesamt 15,7 Mrd. Forint bereits in der Bauphase auf 44 Mrd. Forint gestiegen, die der Staat noch zu finanzieren bereit war. Persányi brachte das Fass zum Überlaufen, als er weitere 22 Mrd. Forint forderte.

Heizen mit Abwasser ist die Lösung

Die seit Ende 2019 im Amt befindliche Stadtführung konnte mit der milliardenschweren „Erbschuld“ nichts anfangen, das Biodom verkommt zum Betontorso. Auf den aktuellen Hilferuf der Stadt reagierte die Regierung wie gehabt. „Wir haben alle Finanzmittel gewährt, die wir zugesagt hatten“, erklärte das Bauministerium kurz angebunden. Darauf folgte am Samstag eine überraschende Wendung. Die Budapester Stadtführung bestreitet nun die Horrormeldung von der zusammenbrechenden milliardenschweren Dachkonstruktion. Lediglich die Heizungsart wird umgestellt und der Biodom somit fortan mit dem Abwasser des Széchenyi-Thermalbads auf 14 C temperiert.

Ein Gedanke zu “Horrormeldung und Dementi

Schreibe einen Kommentar

Weitere Artikel