Mein Budapest: Réka und Andreas
Hochzeitsvorbereitungen – in guten wie in schlechten Tagen
„Schon zwei Wochen nachdem ich mit Andreas zusammengezogen war, wusste ich, dass ich ihn einmal heiraten würde. Es war einfach eine dieser Situationen, wo man gleich von Anfang an weiß, dass es für immer ist!“
Das war im Jahre 2011, tatsächlich dauerte es aber noch bis Januar 2014, dass sich Réka Fehér und Andreas Stratis offiziell verlobten. Im Sommer desselben Jahres begannen die heute 28-jährige Ungarin und der 32-jährige Zypriot mit den Hochzeitsvorbereitungen.
„Unser Traum war es, dass wir eine staatliche Trauung in Ungarn und eine kirchliche in Zypern haben würden“, erinnert sich Réka. Zwei Hochzeitsfeiern zu organisieren, war von Anfang an ein Muss für das internationale Paar, zum einen, weil Réka ihren älteren Verwandten nicht die lange Reise und das heiße Klima in Zypern zumuten wollte, zum anderen, weil Andreas’ Familie außerordentlich groß ist und anders nicht alle hätten eingeladen werden können – in zypriotischen Familien ein Tabubruch.
Es traue sich, wer kann …
Bald setzten die Verlobten ein Hochzeitdatum fest und begannen bei der Kirche, auf Ämtern und anderen Meldestellen den großen Tag in die Wege zu leiten. Schnell waren die wichtigsten Schritte für die Hochzeit in Zypern getan: ein Veranstaltungsort und sogar eine Kirche gefunden – Andreas’ Familie ist griechisch-orthodox, Réka wie viele Ungarn Calvinistin, trotzdem gab der Bischof in Nikosia, der Hauptstadt Zyperns grünes Licht. Nicht einmal taufen lassen musste sie sich.
Auch bei den ungarischen Behörden schien zunächst alles einfach, das Paar erkundigte sich, welche Papiere bei einer Eheschließung zwischen Ungarn und Zyprioten notwendig sind (im Infokasten finden Sie die Voraussetzungen für deutsche Staatsbürger). Andreas besorgte in seinem Heimatland entsprechend eine Geburtsurkunde und Papiere, die Auskunft darüber gaben, dass er derzeit nicht verheiratet ist. All dies ließen die beiden in Budapest ins Ungarische übersetzen.
„Drei Monate vor der geplanten Hochzeit sind wir ins Standesamt in unserem Wohnbezirk gegangen. Hier sollte die Eheschließung für uns kostenlos sein. Es lief auch alles sehr gut, wir reichten unsere Papiere ein und die Dame am Schalter sagte, dass wir in vier Wochen den Bescheid über unsere Heiratserlaubnis erhalten würden“, fasst Réka die Ereignisse zusammen. „Doch nach vier Wochen kam nichts, wir wurden schon nervös und eine Woche später traf ein Brief ein, der plötzlich erklärte, Andreas habe nicht alle Papiere.“ Laut des amtlichen Schreibens sollte der junge Mann ein offizielles Dokument einreichen, das bestätige, dass Zypern ihm nicht erlauben würde, solange er mit Réka verheiratet ist, erneut zu heiraten – sprich, dass Zypern – wohlgemerkt ein Mitgliedsstaat der EU – Polygamie verbiete.
Bürokratische Hindernisse
„Wir hatten keine Ahnung, was das bedeutet“, erinnert sich Andreas. „Wir haben uns damit an die zypriotische Botschaft gewandt und dort erklärte man uns, dass wir nicht die Einzigen mit diesem Problem seien. Der Staat Zypern stelle ein solches Dokument nicht aus. In der Vergangenheit habe man versucht sich damit zu behelfen, vonseiten der Botschaft zu bestätigen, dass es das geforderte Dokument nicht gebe, Zypern aber keine Polygamie erlaube. Doch wie man uns versicherte, würde Ungarn dies nur in den wenigsten Fällen akzeptieren – es käme auf den Bezirk und den Sachbearbeiter an. Das Witzigste ist, dass Ungarn selbst so ein Dokument nicht mal für seine Staatsbürger ausstellt – es ist also vollkommener Humbug.“ Eine Mitarbeiterin der Botschaft habe ihnen auch von einer Eheschließung in Ungarn abgeraten und zudem vor horrenden Kosten gewarnt, da für jeden Einreichversuch weitere 5.000 Forint anfielen. Zu diesem Zeitpunkt hatte das junge Paar laut eigenen Angaben bereits 340.000 Forint für Papiere, Stempel, Übersetzungen und Beglaubigungen sowie Portokosten ausgegeben. Zum Schluss siegten finanzielle Interessen über den Wunsch, in Ungarn vor den Traualtar zu treten. Das Paar schloss in Zypern auch die Zivilehe.
Eine große Enttäuschung, besonders für Réka: „Ich denke, es ist sehr unfair, dass es Ungarn so schwer macht, hier einen Menschen mit einer anderen Nationalität zu heiraten. Insbesondere wenn dieser aus einem anderen EU-Land kommt, sollte es doch keinerlei größere Probleme geben. Bis heute bedaure ich sehr, dass wir hier nicht heiraten konnten, es hätte das Ganze so viel besonderer gemacht.“
Happy End
Eine Hochzeitsparty schmissen Réka und Andreas am Ende trotzdem in Budapest. Sie mieteten ein Boot auf der Donau und luden Freunde und Verwandte aus acht verschiedenen Ländern ein. „Wir engagierten sogar eine Hochzeitrednerin, die für unsere ungarische Feier eine symbolische Trauungszeremonie durchführte. Es war schließlich trotzdem ein wunderbarer Tag und alle hatten Spaß“, erzählt Réka und ihr Angetrauter fügt hinzu: „Mit allem, was schief gegangen ist, war unsere Hochzeit für uns trotzdem das bisher schönste Abenteuer.“
Das braucht man als Deutsche/r, um sich in Ungarn zu trauen:
- Reisepass
- Geburtsurkunde
- Aktuelle Meldebescheinigungen
- Ehefähigkeitszeugnisse des zuständigen deutschen Standesamtes
- evtl. Absichtserklärung (deutsch/ungarisch)
Alle Urkunden müssen bei den Standesämtern im Original oder als beglaubigte Fotokopie eingereicht werden. Alle deutschen Urkunden müssen für die Verwendung in Ungarn mit einer amtlichen Übersetzung ins Ungarische versehen sein. Die Botschaft stellt keine, über das Ehefähigkeitszeugnis hinausgehende, konsularische Bescheinigung zum Familienstand aus. Dies wurde den ungarischen Standesämtern über die zuständigen ungarischen Behörden mitgeteilt.
Ein Merkblatt mit allen Informationen kann bei der Deutschen Botschaft Budapest unter www.budapest.diplo.de/Vertretung/budapest/de/ abgerufen werden.