Foto: BZT / Nóra Halász

Carsharing in Budapest

Die grüne Alternative zum eigenen Auto

Carsharing heißt das Konzept, das die Verkehrspolitik größerer Städte revolutionieren könnte. Statt dass jeder ein eigenes Auto unterhält, sollen sich viele wenige Autos teilen – so die Idee. Was es von herkömmlichen Autovermietungen unterscheidet, ist, dass das Carsharing größere Flexibilität verspricht, weil etwa auch ein minutenweises Leihen der Wagen möglich ist. In Budapest gibt es mittlerweile zwei Carsharing-Anbieter: MOL Limo und GreenGo. Wir haben Letzteren einmal genauer unter die Lupe genommen.

Anmelden und losfahren – das sind zumindest die Erwartungen vieler Nutzer nach Installation der GreenGo-App. Wer einen ungarischen Führerschein hat, der hat es tatsächlich so einfach. Doch alle, deren Führerschein im Ausland ausgestellt wurde, müssen zunächst persönlich im Büro des Autovermieters vorstellig werden. Dieses befindet sich im Herzen der Innenstadt, in der Rumbach Sebestyén utca. Die jungen Kollegen vor Ort sprechen gutes Englisch und sind ausgesprochen hilfsbereit. Plus: Wer binnen zwei Wochen nach Anmeldung via App den Vertrag im Büro unterschreibt, der bekommt 30 Minuten Fahrzeit kostenlos.

Schnellkurs für neue Nutzer

Doch zuerst heißt es, sich über die App registrieren. Das Menü kann entweder in Ungarisch oder Englisch angezeigt werden. Nach der Eingabe von persönlichen Daten muss der eigene Führerschein abfotografiert werden. Dies ist theoretisch nur bei ungarischen Dokumenten erforderlich, kann aber, auch wenn man angegeben hat, einen ausländischen Führerschein zu besitzen, nicht übersprungen werden. Bevor es dann wirklich losgehen kann, bedarf es jedoch eines Besuchs im Büro. Hier bekommen GreenGo-Neulinge, während die Administration erledigt wird, gleich noch einen Schnellkurs in der Benutzung des Dienstes. Vieles ist zwar selbsterklärend, aber auf etliche Fragen werden vor Ort noch einmal Antworten gegeben. Beispielsweise darauf, wie es sich mit eventuellen Schäden am Auto oder mit der Nutzung außerhalb von Budapest verhält.

Sind alle Formalitäten geklärt, kann es auch schon losgehen.

Einfach in der Handhabung

Die App ist ausgesprochen benutzerfreundlich. Auf einer Karte werden die eigene Position sowie die nächstgelegenen freien Autos angezeigt. Auch wie viel Ladung diese noch haben – in Prozent und Kilometern – ist zu sehen, was ausgesprochen hilfreich ist. Wichtig: Der Ladestand der Autos sollte zehn Prozent nicht unterschreiten, damit sie von GreenGo-Mitarbeitern noch bis zur nächsten Ladestation gebracht werden können. In der Innenstadt dürfte die Kilometerangabe eher selten eine Rolle spielen, doch die kleinen E-Flitzer dürfen auch außerhalb Budapests innerhalb des Komitats Pest genutzt werden. Wer beispielsweise für einen Tagesausflug nach Vác oder Szentendre fahren will, kann dies tun. Allerdings muss dann auch für die Parkzeit vor Ort gezahlt werden, denn das Auto bleibt offiziell belegt. Daher lohnt sich der GreenGo-Dienst in diesen Fällen eher nicht.

In der Innenstadt sind die Elektroautos jedoch eine gute Wahl, wenn man den öffentlichen Nahverkehr meiden möchte und auch keine Lust auf Taxis hat.

Zurück zur App: Hat man sich auf der Karte ein Auto ausgewählt, kann dieses per Klick kostenlos für 30 Minuten reserviert werden. Die Reservierung kann bei Bedarf verlängert werden, kostet aber extra.

Am Auto angekommen leitet die App durch den Mietvorgang. Zuerst muss die eigene PIN eingegeben werden. In einem Display in der Frontscheibe auf der Fahrerseite des Wagens erscheint dann eine weitere PIN, die ebenfalls eingegeben werden muss. Während die App alle Informationen abgleicht, fordert sie den Nutzer auf, den äußeren Zustand des Wagens zu kontrollieren. Sind keine Kratzer und Dellen zu finden, kann dieser Schritt übersprungen werden. Andernfalls bietet die App an, ein Bild vom Schaden hochzuladen.

(Foto: BZT / Nóra Halász)

Ist dies geschehen, öffnet sich die Zentralverriegelung des Autos. Auch nach dem Zustand im Innenraum erkundigt sich die App. Ist hier alles in Ordnung, kann es losgehen. Der Autoschlüssel ist im Handschuhfach hinterlegt. Schlüssel in die Zündung, Zündung starten und erneut den eigenen (fünfstelligen) Code auf dem Pad unter der Schaltung eingeben.

Bequeme Stadtflitzer

Wer noch nie ein Elektroauto gefahren hat, wartet beim Starten zuerst noch auf Motorengeräusche, doch die GreenGo-Autos sind beinahe lautlos. Wer dann noch sein Telefon mit dem eingebauten Bluetooth-Radio verbindet, hört wirklich gar nichts vom Auto selbst. Das Fahrerlebnis mit dem E-Up! aus dem Hause Volkswagen ist ausgesprochen angenehm. Wendig und agil sind sie für den Stadtverkehr perfekt. Der E-Motor reagiert gut und auch zügigere Überholmanöver sind kein Problem.

Geparkt werden kann innerhalb der auf der Karte in der App grün markierten Zone, die sich bei Weitem nicht nur auf die Innenstadt beschränkt, sondern von Kelenföld bis zum Puskás Stadion reicht. Ist man am Ziel angekommen, lässt sich der Mietvorgang ebenfalls ganz leicht beenden: Zunächst muss man den Schalthebel in „P“ legen und dann den Autoschlüssel zurück ins Handschuhfach stecken. Hat das Auto den Schlüssel dort registriert, leuchtet daneben ein grünes Lämpchen auf. Dies ist wichtig, weil ansonsten das Auto nicht „zurückgegeben“ werden kann.

Doch die App zeigt an, falls es ein Problem gibt. Was das Problem genau ist, kann dann auf dem Display in der Frontscheibe gelesen werden. Doch wenn alles klappt, der Schlüssel am Platz und das Auto in der Parkzone ist, kann man schon seiner Wege gehen. Die Abrechnung erfolgt minutengenau und auch die Abdeckung der Innenstadt mit Wagen ist erstaunlich gut. Damit sind die kleinen E-Flitzer eine Alternative für alle, die nur gelegentlich ein Auto brauchen.

Weitere Informationen zum Carsharing-Anbieter GreenGo finden Sie unter www.greengo.hu

(Foto: BZT / Nóra Halász)

GreenGo vs. MOL Limo

Bisher gibt es in Budapest nur zwei Anbieter von Carsharing-Diensten, GreenGo und MOL Limo, die sich in vielen Punkten ähneln. Während GreenGo bereits 2016 an den Markt ging, gibt es MOL Limo erst seit Anfang des Jahres. Preislich unterscheiden sich beide Anbieter kaum: Während GreenGo 80 Forint pro Fahrminute und 20 Forint pro Parkminute verlangt, sind es bei MOL Limo 77 beziehungsweise 15 Forint.

Bei beiden Anbietern gibt es zudem Angebotspakete für Vielfahrer: Gegen eine monatliche Grundgebühr von jeweils 990 Forint reduzieren sich die Minutenpreise auf 65 Forint fürs Fahren und 15 Forint fürs Parken bei GreenGo beziehungsweise 66 und 15 Forint bei MOL Limo. Bei der Registrierung fällt zudem bei GreenGo eine Gebühr von 4.900 Forint und bei MOL Limo von 5.900 Forint an. GreenGo schreibt diese ihren Nutzern jedoch in Form von Fahrminuten gut.

Das Servicegebiet ist mit kleinen Unterschieden identisch. Beide Unternehmen setzen auf den „VW Up!“. Doch während die 168 Fahrzeuge umfassende Flotte von GreenGo ausschließlich aus Elektroautos besteht (E-Up!) stehen bei MOL Limo neben 100 elektrischen Wagen weitere 200 Benziner für das Carsharing zur Verfügung. Wie GreenGo nutzt auch MOL Limo eine App, mit denen die Nutzer Autos mieten und öffnen können. Doch während dieses Verfahren bei GreenGo mehrere – wenn man es eilig hat, nervenaufreibende – Schritte umfasst, gestaltet sich dieser Vorgang bei MOL Limo wesentlich unkomplizierter.

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