Ungarn-Russland
Szijjártó: “Zeit für zivilisierte Zusammenarbeit”
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So soll der Impfstoff Sputnik V künftig auch in Debrecen produziert werden, baut MOL ein Kautschukbitumenwerk in Tatarstan, wird das gemeinsame Eisenbahngeschäft in Ägypten fortgesetzt und Wizz Air häufiger nach Moskau und St. Petersburg fliegen.
In Ungarns Interesse liege eine enge und gegenseitig erfolgreiche Zusammenarbeit mit Russland. So sei dies auch bei den Freunden und Verbündeten Ungarns, nur sprechen diese im Gegensatz zu Ungarn nicht offen darüber, erklärte Szijjártó. Auf der gemeinsamen Pressekonferenz betonten beide, dass trotz des nicht gerade wohlwollenden internationalen Umfeldes beide Länder in der bilateralen Zusammenarbeit hervorragende praktische und pragmatische Ergebnisse vorweisen können.
Sputnik V aus Debrecen
„Die außerordentlichen Herausforderungen der letzten Monate im Gesundheitswesen und in der Wirtschaft sowie die humanitären und sicherheitspolitischen Folgen eindeutig falscher geopolitischer Entscheidungen sind Beweis und Warnsignal genug, um allen klar zu machen, dass es an der Zeit ist, zu einer Ära der zivilisierten internationalen Zusammenarbeit auf der Grundlage gegenseitigen Respekts überzugehen“, meinte Szijjártó.
Die historische Erfahrung zeige, dass es für Ungarn immer besser ist, wenn es eine gute, statt konfliktreiche Zusammenarbeit zwischen Ost und West gibt. Ungarn habe in der Vergangenheit viel von der guten Zusammenarbeit mit Russland profitiert; diese Erfolgsgeschichte sollte sich fortsetzen. So im Bereich der Corona-Impfstoffe, denn ohne das Sputnik-Vakzin hätte Ungarn die erfolgreichste Impfkampagne Europas nicht durchführen können. Die Verhandlungen über den Produktionsanlauf dieses Impfstoffs in der Nationalen Impfstofffabrik in Debrecen bis Ende nächsten Jahres befinden sich im fortgeschrittenen Stadium.
Zudem errichtet MOL in Tatarstan ein Kautschukbitumenwerk, das russische Kosmetikunternehmen Arnjest wiederum ein Produktionswerk in Alsózsolca. Der dritte Bereich ist die Transportindustrie, einschließlich des Baus von Eisenbahnwaggons. Ungarn liefert Eisenbahnwaggons im Wert von 1 Mrd. Euro an Ägypten, und es laufen Gespräche über die Bestellung von 200 Schlafwagen. Die Diskontfluggesellschaft WizzAir mit ungarischen Wurzeln richtet in St. Petersburg eine Basis ein, schafft eine direkte Flugverbindung nach Jekaterinburg und erhöht die Flüge auf der Strecke Budapest-Moskau von wöchentlich vier auf sieben.
Ende der heuchlerischen Diskussionen
Anschließend hob Szijjártó die Energiesicherheit hervor und erklärte, dass die Einigung zur Nord Stream 2-Pipeline „allen früheren heuchlerischen Diskussionen ein Ende setzt und die weiterhin dominierende Rolle Russlands bei der Gasversorgung Europas deutlich macht“. Daher sei es die richtige Entscheidung gewesen, mit dem Bau jener Pipeline in Südosteuropa zu beginnen, über die ab Oktober 8,5 Mrd. m3 Erdgas pro Jahr via Serbien nach Ungarn geliefert werden können.
Zudem erklärte Szijjártó, Ungarn könne im Herbst einen neuen 15-jährigen Gasvertrag mit Gasprom unterzeichnen, welcher die Energieversorgungssicherheit des Landes weiter erhöhe. Er werde am kommenden Montag in St. Petersburg mit Gasprom-Chef Alexej Miller die endgültigen Details verhandeln.