RMDSZ-Chef Hunor Kelemen (hier bei einer Adventsveranstaltung in Siebenbürgen) sieht keinen Grund zur Panik, die bürgerlichen Ungarn-Parteien sprechen von einer Katastrophe. Foto: MTI/ Gábor Kiss

Ungarn in Rumänien

Zahlenspiele nach der Volkszählung

Über die Zahl der in Rumänien lebenden Ungarn ist infolge der Volkszählung ein Streit unter den politischen Parteien der Ungarn in Siebenbürgen entbrannt.

Das Statistische Amt in Bukarest sprach kurz vor Jahresende von 1 Mio. Personen, die bei der Volkszählung ihre ungarische Nationalität erklärten. Das seien rund 225.000 Menschen weniger, als bei der Volkszählung von 2011 die gleiche Angabe machten.

RMDSZ: Kein Grund zur Panik

Der Vorsitzende des mitregierenden Siebenbürger Ungarnbunds RMDSZ geht derweil davon aus, dass die wahre Zahl der Ungarn in Rumänien weit über einer Million anzusiedeln ist. Hunor Kelemen verwies gegenüber dem Nachrichtenportal maszol.ro auf jene 2,5 Mio. Bürger, die ihre Nationalität verschwiegen hätten. Wenn man nur die bekannten Bevölkerungsverhältnisse auf diese Gruppe anpasst, gebe es keinen Bevölkerungsschwund bei der größten nationalen Minderheit Rumäniens.

Dessen ungeachtet beklage das Land seit der Wende einen anhaltend großen Bevölkerungsschwund, der Kelemen zufolge Rumänen und Ungarn gleichermaßen treffe. Deshalb seien die aktuellen Zahlen kein Grund zum Feiern, aber auch nicht zur Panik. „Diese Gemeinschaft möchte in Siebenbürgen leben, diese Menschen stellen sich hier ihre Zukunft vor“, fügte der RMDSZ-Politiker hinzu.

Auf dem Niveau der 1850er Jahre

Ganz anders sehen die neuen Zahlen die anderen Parteien der ungarischen Minderheit, deren Landesvorstand von einem Drama spricht. Die Politiker der neuerdings im Ungarnbund für Siebenbürgen (EMSZ) vereinten Volkspartei EMP und Bürgerpartei MPP nehmen die Zahlen des Statistikamtes für bare Münze und klagen, die Gemeinschaft der Siebenbürger Ungarn sei binnen eines Jahrzehnts um ein Fünftel kleiner geworden. „Als wäre die komplette ungarische Bevölkerung des Komitats Hargita – des rumänischen Komitats mit der größten Bevölkerungsgruppe der Ungarn – verschwunden“, malt der EMSZ ein düsteres Bild. Seit 1992 sei die Zahl der Ungarn in Siebenbürgen gar um 620.000 Personen gesunken, auf das Niveau der 1850er Jahre. „Es muss klar gesagt werden, das Ergebnis der Volkszählung ist kein Erfolg, sondern eine riesige Katastrophe“, teilt die Opposition gegen den RMDSZ aus.

Nach vorläufigen Angaben wohnen noch 19,05 Mio. Menschen in Rumänien. Das sind 1,1 Mio. Menschen weniger, als bei der letzten Volkszählung von 2011. Mehr als 89% sind auch der Nationalität nach Rumänen, ungefähr 6,5% Ungarn, 3,5% Roma. Kleinere Gemeinschaften bilden die Nationalitäten der Ukrainer (46.000), der Deutschen (23.000) und der Türken (21.000).

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