Ungarn-Slowakei
Beste Nachbarn
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„Die Bürger Ungarns und der Slowakei wünschen wechselseitige Achtung, sie wollen kooperieren und gemeinsam Erfolge erzielen“, sagte Orbán auf der gemeinsamen internationalen Pressekonferenz nach Gesprächen mit Matovic im Karmeliterkloster auf der Burg. Unter den Gesten des neuen Regierungschefs hob er hervor, dass dessen Regierungsprogramm auch ins Ungarische übersetzt wurde. Ungarn wiederum sei nicht nur stolz auf die hiesige slowakische Minderheit, es habe ihre Budgetzuwendungen seit 2010 vervierfacht. Gerade sei ein Gesetz in Vorbereitung, welches die Schulgebäude in die Hände der slowakischen Gemeinschaft übergeben will. Um die „fantastischen Beziehungen“ zum drittgrößten Handelspartner weiter zu vertiefen, locke die Eximbank slowakische Investoren mit einem Kreditrahmen von 600 Mio. Euro an. Von historischem Rang seien die anstehende Einweihung der neuen Donau-Brücke von Komárom, die Öffnung sechs weiterer Grenzübergangsstellen bis 2022, die Verknüpfung der Energienetze an zwei Punkten und verdreifachte Transportkapazitäten der ungarisch-slowakischen Gaspipeline.
„Wir verfolgen das Ziel, dass sich die Ungarn in der Slowakei als gleichberechtigte Bürger fühlen können“, erklärte Matovic auf der gemeinsamen Pressekonferenz. Die Slowakei werde ihre Regionen unabhängig davon entwickeln, wer dort lebt. „Ich möchte, dass jeder seinen Kindern die eigene Muttersprache beibringen kann und niemand befürchten muss, dass den jungen Menschen später daraus ein Nachteil erwächst“, fügte er hinzu. Es sei nur natürlich, dass sich Ungarn dafür interessiere, wie die Ungarn in der Slowakei leben. Matovic wiederholte 100 Jahre nach Unterzeichnung des Friedens von Trianon, die Geschichte hätten andere geschrieben, sie lasse sich nicht ändern, aber die Zukunft liege in unseren eigenen Händen. Im Gegensatz zur typischen Haltung in der slowakischen Politik wolle er die Geschichte und Trianon aber nicht ignorieren. Beide Völker sollten sich auf die „guten Visionen“ konzentrieren; die ungarische Gemeinschaft sei eine Bereicherung für die Slowakei. Umgekehrt habe ihr das Schicksal ein besonderes Geschenk gewährt, denn dort spreche man von klein auf zwei Sprachen perfekt und könne quasi als „Botschafter des Wirtschaftslebens“ agieren.
Manche behaupten, Politiker sind austauschbar, Institutionen seien wichtig. Weit gefehlt. Persönlichkeiten sind wichtig. Sie formen die Geschichte. Hoffen wir, dass Matovic´s Ansichten die slowakische Auffassung über autochtone Minderheiten in seinem Land nachhaltig verändern.