Fico bei Orbán
„Wir haben größtes Verständnis für Ihren legitimen Kampf“
Es war erst die zweite Auslandsreise, die Fico nach dem Sieg bei den Parlamentswahlen im vorigen Herbst antrat – die erste führte ihn traditionsgemäß nach Prag. In Budapest versicherte er seinem Gastgeber, die Slowakei werde nicht zulassen, dass Ungarns Rechte in der EU in irgendeiner Weise beschnitten werden. „Solange ich an der Spitze der Regierung der Slowakei stehe, wird es mit mir nie ein Einverständnis geben, ein Land dafür abzustrafen, dass es für seine Souveränität und nationale Eigenständigkeit eintritt“, sagte der slowakische Premierminister auf der gemeinsamen Pressekonferenz im Anschluss an ausgiebige Verhandlungen. An denen nahmen beide Seiten mit einem Großaufgebot an Ministern teil; Ungarn wurde neben dem Ministerpräsidenten durch Vizepremier Zsolt Semjén, Außenminister Péter Szijjártó, Wirtschaftsminister Márton Nagy und Energieminister Csaba Lantos vertreten.
Slowakei bereits unter EU-Beschuss
Fico merkte an, seine Regierung werde – kaum im Amt – unter Mithilfe der eigenen slowakischen Opposition sogleich vom Europaparlament unter Beschuss genommen. „Wir beobachten mit großer Unruhe, welche Hysterie um unsere Regierungen entfacht wird.“ Das Europaparlament mische sich in innere Angelegenheiten der Slowakei ein, was dort vollzogene Änderungen am StGB bzw. die Auflösung einer Sonderstaatsanwaltschaft betrifft.
Ungarn solle gar das Stimmrecht entzogen werden, aber das gehe nur mit der Zustimmung aller Mitgliedstaaten. Und die werde es von seiner Seite nicht geben, weil dies seinen Vorstellungen vom Schutz der nationalen Interessen widerspreche. Mindestens genauso absurd seien Gedankenspiele, Ungarn die EU-Ratspräsidentschaft zu entziehen.
Interessen von Slowakei und Ungarn fast vollständig deckungsgleich
„Die Interessen unserer beiden Länder zeigen zu mindestens 99% in die gleiche Richtung“, zeigte sich Orbán überzeugt. Dabei hob er wie sein slowakischer Gast die Frage der Souveränität gesondert heraus. „Wir hier in Budapest sind ganz und gar nicht glücklich, was die Bemühungen in Brüssel betrifft, einen Superstaat zu errichten.“ Besonders kritisch sehe seine Regierung alle Bestrebungen der EU-Zentrale, die illegale Migration zu legitimieren. „Wir wollen unsere Grenzen schützen und allein darüber bestimmen, wen wir in unser Land lassen“, stellte der ungarische Ministerpräsident klar.
Orbán dankte Fico für die Hilfe, die regelmäßig erneuerte Kontingente slowakischer Polizisten für den Schutz der Südgrenze Ungarns bedeuten. Ungarn übernehme im Tausch seit Jahresanfang die Sicherung des Luftraums über der Slowakei. Fico verband seine Dankbarkeit für diese Geste mit Kritik an der Vorgänger-Regierung in Bratislava. „Dass wir unseren Luftraum nicht mehr eigenständig schützen können, liegt daran, dass die vorherige Regierung praktisch alle Waffensysteme an die Ukraine übergeben hat.“ So fehlten der Slowakei im Moment einsatzfähige Kampfflugzeuge. Die Slowakei unter Fico wird der Ukraine keine Waffen mehr liefern, denn „die lösen gar nichts“. Neben der humanitären Hilfe erhalte das im Krieg stehende Land auch aktuell 1,5 Mrd. Euro aus den EU-Fonds, um den Betrieb des ukrainischen Staates zu finanzieren.
Die Slowakei ist heute der drittgrößte Handelspartner Ungarns, mit einem Volumen um 15 Mrd. Euro. Während Ungarn als Transitland für Erdöllieferungen in die Slowakei in Erscheinung tritt, bezieht es ein Viertel seiner Stromimporte aus der Slowakei. Restlos erfüllt wurde die zwischen Orbán und Fico noch 2014 getroffene Vereinbarung – seither hat sich die Zahl der gemeinsamen Grenzübergangsstellen auf 40 mehr als verdoppelt. Das aber steigere die Lebensqualität der Menschen im grenznahen Raum ungemein. Nun soll eine gemeinsame Arbeitsgruppe ein zweites Kooperationspaket vorbereiten, um die Beziehungen der Nachbarn weiter zu vertiefen.
Keine Ambitionen auf europäische Ämter
„Die EU-Ratspräsidentschaft ist für uns Ungarn eine edle Aufgabe, die wir schon einmal erfolgreich gemeistert haben“, wies Orbán alle Unkenrufe der Linksliberalen in die Schranken. Ungarn habe seit 2011 Erfahrungen, wie man die nationalen Interessen wahren kann, ohne dabei die Mediator-Rolle als Vorsitzer zu vernachlässigen.
Die Ankündigung von EU-Ratspräsident Charles Michel, für das Europaparlament zu kandidieren, löste bei den Orbán-Feinden in der EU bekanntlich Herzrasen aus. Dazu meinte der Ministerpräsident sichtlich entspannt, er stelle sich gerne und bereitwillig allen Aufgaben, besitze aber persönlich keinerlei Ambitionen, was europäische Ämter anbelangt – ebenso wenig wie der Fidesz.
Ukraine-Hilfe nicht vier Jahre vorab
In der Frage der Finanzierungshilfen für die Ukraine präzisierte Orbán sodann den Standpunkt Ungarns. Man bestehe darauf, die Finanzhilfe vom EU-Haushalt abzutrennen. Ungarn sei bereit, seinen Anteil aus dem eigenen Staatshaushalt zu leisten, der ausgehend vom Nationaleinkommen berechnet werden müsste. Entscheidend sei, dass die Hilfe außerhalb des EU-Finanzrahmens zustande komme. „Wir wollen weder eine gemeinsame Kreditaufnahme noch eine Lösung der Ukraine-Finanzierung zu Lasten des Gemeinschaftshaushalts.“
Wenn Brüssel diesen Vorschlag nicht unterstützen könne, sehe er sich genötigt, diesen Prozess zu stoppen, sprach Orbán eine neuerliche Drohung aus. Ungarn sei, wie er auf Nachfragen von Journalisten mit Nachdruck betonte, auf keinen Fall bereit, der Ukraine 50 Mrd. Euro „auf vier Jahre vorzuschießen“, weil dann womöglich Gelder umgeleitet würden, die ursprünglich Mitgliedstaaten zugedacht waren.
Handlungsunfähige V4 eine Tragödie
Fico versicherte Orbán, er begleite dessen „legitimen Kampf“ im Rat der EU mit „größtem Verständnis“. Ungarns Vorschläge zur Ukraine bezeichnete er als sinnvoll und rational. Auch wenn die beiden Regierungschefs anderen politischen Lagern angehören, hätten sie in vielen Punkten übereinstimmende Ansichten. Dazu gehören die Ablehnung des EU-Migrationspaktes, die Ansichten über die Zukunft Europas und die Stärkung des V4-Bündnisses.
Es sei eine Tragödie, dass die Visegrád-Staaten handlungsunfähig gemacht wurden. Die Slowakei wolle Druck auf die Regierung in Prag ausüben, um einen Gipfel der V4-Ministerpräsidenten einzuberufen. Dieser dürfe aber nicht als Formalität abgetan werden, sondern müsse Themen behandeln, die alle vier Länder berühren.
Die Slowakei und Österreich werden wohl die Rolle Polens als strategischer Partner übernehmen müssen. Polen ist nämlich erst mal zum Frontstaat der Amis geworden und von inneren Unruhen zerrüttet, mit einer Regierung die aus vielen kleineren Parteien besteht. Und In Österreich hat die FPÖ Chancen, in der Regierung zu landen. Die Zeit spielt sogar für Orbán und den bürgerlichen Flügel in der EU.
Die Niederlande nicht zu vergessen. Schwenden aber taumelt in den Abgrund.
Die WeLT (Christoph B. Schiltz) weiß auch nicht, wo die Glocke hängen und schreibt heute:
NACH PIS-ABWAHL
Orbán wittert einen neuen Verbündeten in der EU
Sein Anti-Establishment-Wahlkampf war erfolgreich, obwohl er wie kaum ein anderer Teil der slowakischen Macht-Elite ist: Zum vierten Mal trat Robert Fico im Herbst als Ministerpräsident der Slowakei an, nachdem er das Amt bereits von 2006 bis 2010, 2012 bis 2016 und 2016 bis zu seinem erzwungenen Rücktritt 2018 innehatte. Sein prominentes Wahlversprechen – keine Waffen mehr an die Ukraine – begleitete er mit Parolen gegen westliche Eliten, Migranten und sexuelle Minderheiten.
Ein Kommentator schreibt:
Orban ist doch nicht gegen die EU. Er ist gegen den Kurs der grünroten EU-Administration. Wie ich finde, zurecht.
Ich gehe jede Wette ein, dass die Schreiber hier, die gegen Orban so wettern ihr ganzes Wissen aus dem deutschen Mainstream haben. Ich bin bewusst nach Budapest ausgewandert, da ich die deutsche Politik nicht mehr ertragen kann und wenn eines sicher ist, dann das, dass Orban alles für sein Volk macht. Klar, geht bei ihm auch sicherlich was in die eigene Tasche, aber das Leben dort ist sehr sicher, die Menschen unheimlich nett, herzlich und hilfsbereit. Ich sehe dort lauter fantastische Parameter, die ich hier nur noch aus den 80ern kenne. Dazu ist der Respekt untereinander großartig, man fühlt sich egal wo sicher, und zwar immer, und Werte und Familie zählen noch was. Klar, mit der woken Brainwash-Ideologie geht so was natürlich nicht paarig. Aber wer von Ungarn keine Ahnung hat, der sollte besser schweigen. Und, noch ein Nachtrag: die sehr vielen deutschen Ingenieure, die dort für Audi, Mercedes, etc. arbeiten, die genießen das Leben in vollen Zügen, was in zahlreichen Gesprächen bewiesen wurde.
Das schrieb ein anderer Kommentator
Es täte gut ein Souvernität Büro, dass die EU Politiker durchleuchtet. Wer, wo, was tut, NGOs Mitglied ist oder war. Woher Gelder nimmt.
Ich glaube, nur sehr wenige wurden in Amt bleiben können.