Szijjártó
Außenminister Péter Szijjártó stellte am Montag auf einer Pressekonferenz vom EU-Ministertreffen in Luxembourg klar: „Deutsche Investoren sind nicht aus humanitären Gründen bei uns.“ Foto: Außenministerium

Szijjártó:

„Das ist eine politisch motivierte Erpressung“

Eigentlich ging es beim Treffen der EU-Außenminister am Montag wieder vorrangig um dem Ukraine-Krieg. Ungarn wird derweil mit psychologischer Kriegführung gegen deutsche Investoren konfrontiert.

Péter Szijjártó äußerte auf einer Pressekonferenz in Luxembourg zur Frage nach der geplanten Anhörung deutscher Unternehmen vor einem Ausschuss des Europaparlaments: „Wir haben es hier eindeutig mit einer politisch motivierten Erpressung zu tun. Weil die Politik der Orbán-Regierung Brüssel nicht schmeckt, versucht man, deutsche Unternehmen dazu zu bewegen, keine Investitionen in Ungarn mehr vorzunehmen.“

Szijjártó: “Investoren sind nicht aus humanitären Gründen bei uns”

Nun werde auch Investoren, die bisher absolut zufrieden mit dem Umfeld waren, angeraten, sich „auf die Seite jener Unternehmen zu schlagen, die sich angeblich unwohl fühlen“. Im Klartext sollen sich nun in Ungarn alle Investoren unwohl in ihrer Haut fühlen.

„Wir sollten dazu verstehen, dass die deutschen Investoren – die eine sehr gewichtige Rolle für Ungarns Wachstum und Beschäftigung spielen – nicht aus humanitären Gründen bei uns sind. Wer in Ungarn investiert, tut dies deshalb, weil er günstigere Rahmenbedingungen als anderswo vorfindet.“

Ungarn biete politische Stabilität und niedrige Steuern, halte sich an seine Zusagen, modernisiert seine Infrastruktur und weist qualifizierte Arbeitskräfte auf. „Deutsche Unternehmen erzielen enorme Gewinne in Ungarn. Wir bemühen uns, sie zu überzeugen, einen möglichst hohen Anteil dieser Gewinne zu reinvestieren. Das ist eine Win-Win-Situation.“

Bereits am Freitag hatte Szijjártó das Thema bei einer Investorenkonferenz deutlich angesprochen.

43 Antworten auf “„Das ist eine politisch motivierte Erpressung“

      1. Soso Daimler-Benz. Boris Palmer bedauert gestern auf seiner Homepage auf Facebook, dass in Deutschland nur noch 4 anstatt 6 Millionen Autos produziert werden. “Unser Land ist am Rande eines Abgrunds und niemand scheint es zu stören.”
        Stichwort ‘Rahmenbedingungen’.
        Es lohnt sich für die Industrie einen Blick auf das Ausland zu werfen, insbesondere auf Ungarn.

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          1. Der Rückgang von 5,7 Mio. auf den jetztigen Stand begann schon 2016.
            Mercedes verlegte die Produktion der eher unteren Klassen u.a. nach Ungarn, aber selbst dort war das Ziel der zweistelligen Kapitalrendite nicht zu erreichen.
            Richtig gut verdient Mercedes mit den höheren Klassen, die in D gebaut werden.
            Es ist auch schrecklich, wie die Mitarbeiter der deutschen Autobauer aktuell darben müssen:
            VW-Mitarbeiter erhalten nur eine Jahresprämie von 3630 Euro.
            Die von Mercedes müssen sich mit 7300 Euro begnügen.
            Und ganz hart trifft es die Porsche-Beschäftigten: Nach den 3000€ zum Börsengang gibts nur einer Bonus von 9050 Euro – welch eine magere Erhöhung zu den 7900 Euro vom Vorjahr.

            Da sieht es für die ungarischen Mitarbeitern in den ungarischen Werken schon anders aus.
            Ja – das haben die dummen deutschen Bürger von der deutschen Wirtschaftspolitik. 😉

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        1. Ihr Eindruck täuscht Sie nicht. Im IV. Quartal wies das Statistikamt für das Komitat Veszprém eine Erwerbslosenquote von 0,9% (!) aus, es folgten Koarom (1,5%) und überraschenderweise Csongrád (1,7%) sowie Fejér (1,8%), Vas (2,0%) und erst dann die Hauptstadt mit 2,2%, für die seit Jahren gilt: Wer arbeiten will, findet in Budapest auch Arbeit.
          Das Problem ist ja eher die strukturelle Arbeitslosigkeit (die verfügbaren Leute sind nicht qualifiziert) bzw. vor allem auf dem Lande die unbefriedigende Bezahlung, die Arbeitsuchende abhält, das “Angebot” auch anzunehmen.

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          1. Als Gegenstück zu Ihrer Behauptung von der Vollbeschäftigung stehen Szabolcs (8,9%), Nógrád und Békés (gut 8%). Allein in Ungarns Norden werden noch immer Bruttolöhne unter 1.600 Forint gezahlt, hat Trenkwalder gerade herausgefunden. Das steigert nicht eben die Motivation, jede Arbeit anzunehmen.

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              1. Da gibts Studien, aber der Grundtenor ist schon so, dass die meisten ohne entsprechende Qualifikation oder neudeutsch auch Skills kaum eine Chance haben (weitgehend deckungsgleich mit den Langzeitarbeitslosen).
                Wie Herr Rieger ansprach, ist auch die Mobilität schwächer ausgeprägt, hauptsächlich aufgrund der Eigentumsverhältnisse (Immobilienbesitz).

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          1. Panik?
            Warum?
            Auch in Deutschland kann und sollte man viel kritisieren, aber dort betreiben die Regierungen eine marktwirtschaftlich orientierte und auch nachhaltige Politik, die Deutschland nicht von den Partner isoliert.
            Im März lag die Inflation in Deutschland bei 7,8% und nicht bei 25,6% wie im Orban-Land.
            Auch wenn hier in den Kommentaren viele vom Untergang der deutschen Wirtschaft heulen, zahlen deutsche Aktienunternehmen aktuell satte Dividenden an ihre Aktionäre.

            Auch wartet Deutschland nicht auf Gelder der EU, um z.B. Lehrer angemessen bezahlen zu können.

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          1. Ja und? Die Planung wurde auch dreimal verworfen (es gab ja allerhand Verwerfungen an den Weltmärkten und die eine oder andere Krise zwischendurch) und doch wurden diese oder ähnliche Projekte wieder neu für den Standort Ungarn aufgelegt. Alle großen deutschen Automobilkonzerne investieren hier und heute, das ist, was zählt.

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  1. Wenn der deutsche Betreiber des Budapester Flughafens sich von der ungarischen Regierung unter Druck gesetzt fühlt, ist dies keine gute Werbung für den Investitionsstandort Ungarn.

    Wenn der deutsche Händler sich von der ungarischen Regierung gezielt mit Sondersteuern belegt fühlen, ist dies keine gute Werbung für den Investitionsstandort Ungarn.

    Wenn deutsche Manager mit ansehen müssen, wie EU-Mittel gesperrt werden und sich die ungarische Regierung immer stärker von den EU-Partnern distanziert, ist dies keine gute Werbung für den Investitionsstandort Ungarn.

    Wenn deutsche Manager mit einer willkürlichen Steuer- und Wirtschaftspolitik der ungarischen Regierung konfrontiert sehen, ist dies keine gute Werbung für den Investitionsstandort Ungarn.

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    1. Vor allem sehen die Unternehmen, wie sie im Westen gezielt geplagt werden, und können nichts darauf geben, was ihnen der Plagegeist sagt, der ihnen die Energie unbezahlbar macht. Also können sie nur dem gehen (EU-Opponent oder außerhalb EU), der sich von der EU distanziert.
      Konventionalstrafen sind schon richtig und schrecken den ab, der sie verdient.

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      1. Die unbezahlbare Energie.
        Aber klar doch.
        Auch wenn die Energiekosten nur 5% der Unternehmenskosten ausmachen, müssen die Unternehmen ihre Preise um 10% erhöhen. 😉

        Brudermüller von BASF jammert zwar besonders laut, über die furchtbar hohen Energiekosten, bezahlt uns aber dennoch die gleiche Dividende wie im Vorjahr.

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  2. Herr Ackermann,

    ich wollte ja eigentlich keinen Kommentar mehr hier schreiben, aber das Thema betrifft mich als Unternehmer hier in Ungarn aktuell. Das eine sind die Statistiken, das anere die Realität. Wenn ich in Ungarn einen “Techniker” einstelle, muss ich den erstmal auf das Niveau bringen , welches heute vorausgesetzt wird. Das gilt leider auch für fast alle anderen Gesellen (Mit dem Abitur und Berufsabschluss welcher in Ungarn üblich ist). Ich vergrössere meine Belegschaft seit dem Beginn meines Unternehmens hier staendig. Aber es wird immer schwerer geeignetes Personal zu finden. Auch wenn wir überdurchschnittlich gut bezahlen. Zudem ist unsere Altersdurchschnitt bei ca. 48 Jahren. Jüngere Arbeitnehmer (Obwohl keine Lohnsteuer) eher selten. Zudem haben wir erst letzten Monat zwei AN verloren, welche zum arbeiten nach Deutschland (Ja in den Polizeistaat) auswanderten ! Es spielen auch sehr viel andere Faktoren mit.

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    1. Herr Rieger, ich denke mal, Sie sprechen da von einem globalen Trend, in deutschen Landen klagen Unternehmer gleichermaßen über die nachlassende Qualität der nachwachsenden Generationen. Was es natürlich nicht besser macht in H.
      Wenn Sie mich persönlich ansprechen mit Ihrem Beitrag, dann brauchen Sie nicht vom “Polizeistaat” D zu sprechen, ich benutze solche Vokabeln nicht.
      Und bitte: Mit “Auftragsschreiber” benenne ich ausschließlich jene, die meinen, über H schreiben zu müssen, ohne jede tiefere Hintergrundinfo, nur auf der Basis von irgendwelchen “geleakten”, halbwahren und subjektiven Infos. Und ich bleib dabei: Wir geben uns hier Mühe um eine ausgewogene, so-gut-es-geht-objektive Berichterstattung. Das können Sie in (großen) deutschen Zeitungen heute gleich mal vergessen, da schreit Ihnen der Haltungsjournalismus förmlich entgegen.

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  3. Einer davon ist, dass Ungarn nicht so mobil sind. Eine weite Anreise zum Arbeitsort ist hier eher selten. Sollten sie also nicht eben aus der näheren Umgebung AN finden, wirds schwer. Auc erlben sie hier bei Bewerbungsgesprächen, dass eben viel schon mit Anfang 30 , 12-15 Arbeitgeber hatten, ist in Deutschland eher selten. Jüngere AN ohne Ausbildung , haben zudem eine sehr hohe Lohnerwartung. Wenn man aber als Unternehmer in die Ausbildung investiert, hat mein kein Handhabe die AN zu binden. Man bleibt auf den Kosten sitzen. Auch kurz zu den “Auftragsschreibern”. Kein Journalist ist wirklich Objektiv ! Auch hier nicht. Und Herr Hohensohn, wo werden Sie denn in Deutschland als Unternehmer gepiesakt ? Ich lade Sie gerne ien , einmal zu uns zu kommen (Cegléd). Dann erkläre ich Ihnen mal den Unterschied zwischen der Bürokratie in D und hier in Ungarn !

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    1. Die Fluktuation ist auch wegen der bescheidenen Löhne so hoch.
      Es sollten sich gerade deutsche/westliche Unternehmer angesprochen fühlen, die hier richtig gut abschneiden mit den “unproduktiven” Ungarn.
      Bei uns im Komitat Nógrád gelten netto 400.000 Forint (also rund 1.000 EUR) als “Spitzenverdienst”, für 10 Stunden Arbeit täglich, 6 Tage die Woche.

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      1. Wenn ein deutsches Unternehmen eine Ausbildungswerkstatt finanziert und mit einer ungarischen Berufsschule eine Duale Ausbildung ähnlich wie in Deutschland betreibt, gibt es einen interessanten Unterschied zwischen den ungarischen und den deutschen Auszubildenden:
        Wenn die Ausbildung erfolgreich abgeschlossen wurde, dann bleiben die deutschen Berufsabschlüssler gerne im Unternehmen. Wenn einem ungarischen hingegen von einem anderen Unternehmen etwas mehr Geld angeboten wird, wechseln sie.
        Dies sagt zwei Dinge aus:
        Einmal etwas über die Firmengebundenheit und Weitsicht der Auszubildenden und zum Zweiten etwas über die Qualität der Berufsausbildung.

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          1. In Dänemark ist der Fluktuation groß. Wenn man Arbeitslose Hilfe bekommen will, muss private Versicherung schließen. Die ” ,Staatliche” ist nur 3 Monate. Und der Staat verpflichtet die Arbeitslose berufsfremde Arbeit aufzunehmen. Akademiker nach Jütland Krebs schälen, oder in Laden Regale auffüllen. Die staatliche Arbeitslosegeld ist für alle gleich hoch. Auf Sozialhilfe Niveau, aus Steuer finanziert.
            Gewerkschaft, rar, Betriebsrat auch.

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          2. Dass ungarische Unternehmen gute Ausbildung zu schätzen wissen und mit höherer Bezahlung qualifizierte Mitarbeiter abwerben.

            Dass ungarische Mitarbeiter keine so hohe Bindung zu ihrem Ausbildungsbetrieb haben und eine momentane bessere Bezahlung den Perspektiven im Unternehmen, in dem sie ihre Ausbildung gemacht haben, vorziehen.

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  4. Der ungar. Außenwirtschaftsminister H. Szijjarto sagt es ganz deutlich, die deutschen Unternehmen, die sich in Ungarn angesiedelt haben, schätzen die günstigeren Rahmenbedingungen im Vergleich zu Deutschland . Da wären wohl zuerst die deutlich niedrigeren Energiepreise zu nennen und weitere zusätzlichen Subventionen. Die Unternehmen erzielen enorme Gewinne, die z.T. reinvestiert werden. Eine wünschenswerte und vorbildhafte Situation.
    Als Deutscher wünscht man sich auch (Ungarn macht es vor), dass ein kompetenter Wirtschaftsminister ebenfalls nach Moskau reist und Verträge über dringend benötigte Energielieferungen (Gas, Öl) abschließt, damit die abstürzende Wirtschaft in D. endlich zum Stillstand kommt und die untauglichen Sanktionen in die “Tonne” tritt. Der Krieg in der Ukraine geht uns gar nichts an, der wurde von Staaten außerhalb der EU willentlich angezettelt.

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    1. Nein – in Deutschland wünscht sich niemand, dass Minister nach Russland fahren, um mit denen Verträge zu schließen, die den Frieden in Europa beendet haben.
      Frieden hat uns wohlhabend gemacht – und diejenigen, die diesen Wohlstand nun bedrohen, sitzen in Moskau.
      Von russischem Öl und Gas haben wir uns mittlerweile abgenabelt.
      Aktuell ist der Ölpreis auch kaum höher als z.B. 2018/2019.

      Es gibt eben diejenigen, die jammern und andere beschuldigen, und es gibt diejenigen, die auf veränderte Situationen reagieren und vehement einen Umbau angehen.

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  5. Frau Westermann, es gibt sehr viel positives in Ungarn, keine Frage. Und ich kritisiere ja hier, wenn ich denn mal was schreibe, die Politik. Warum Unternehmen hier in Ungarn sind, hat natürlich etwas mit den Löhnen zu tun, aber das ist nur eine der Gründe. Arbeitnehmer geniessen hier so gut wie keinen Schutz. Hire and Fire ist hier also fast beliebig möglich. Auch gängelen keine Betriebsräte usw. Der Lohn wird aber von Unternehemen Brutto gezahlt. Die Abgaben sind vor allem im unteren Lohnebereich relativ hoch, deswegen sind bei den Löhnen bei keine so grossen Unterschiede. Hier gibts ja keine Steuerklassen, jeder zahlt das gleiche an Abgaben. Und , bei allem Respekt, ja die Produktionsrate ist hier niedriger. Herr Ackermann, Firmen die Leute für 10 Stunden mit so einem Lohen abspeisen , sind moderne Sklavenhalter, und die gibts leider zu viele. Aber das sind ja weniger die “Multis”.

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    1. Ich nehme an, den Grund niedriger Mobilität zu kennen. Ungarn leben gerne in der Nähe der Familie. Unterstützung einander, Eltern, Großeltern funktioniert. In die andere Richtung auch.
      Und. In Ungarn lebt 2/3 der Menschen in eigenen Immobilien.
      In Deutschland ist die 2 niedrigste Quote nach der Schweiz.

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