Außenminister Péter Szijjártó (3.v.l.) auf dem internationalen Energieforum in St. Petersburg: „Wir betrachten es als unsere Pflicht, die Energieversorgung des Landes auf lange Sicht zu gewährleisten.“ Fotos: Außenministerium

Ungarns Energiezusammenarbeit mit Russland

Konkurrenzfähige Preise und Versorgungssicherheit

„Das wichtigste Projekt aus dem Blickwinkel unserer Versorgungssicherheit war der Bau der Gaspipeline TurkStream.“ Diese Überzeugung teilte Außenwirtschaftsminister Péter Szijjártó mit, der am Donnerstag am Internationalen Gas-Forum in St. Petersburg teilnahm.

„Wir betrachten es als unsere Pflicht, die Energieversorgung des Landes auf lange Sicht zu gewährleisten. Die Zusammenarbeit mit Gazprom garantiert uns nicht nur konkurrenzfähige Preise, sondern obendrein Versorgungssicherheit“, erklärte Ungarns Chefdiplomat im Plenum des internationalen Forums in Russland.

Es gibt keinen besseren Partner als Gazprom

Die Fehlentscheidungen der EU-Zentrale in den letzten Jahren hätten die Gemeinschaft von den leicht zugänglichen, relativ preiswerten östlichen Rohstoffen abgeschnitten, ohne eine realistische Alternative zu bieten. In Brüssel und vielen europäischen Hauptstädten betrachte man die Versorgung mit Energieträgern heute als ideologische Angelegenheit. Dafür nimmt man stillschweigend in Kauf, dass europäische Unternehmen heute drei Mal so viel wie ihre US-Konkurrenz für Gas und sogar fünf Mal so viel für Strom zahlen müssen.

Ungarn blicke auf die gebotene Diversifizierung der Energiequellen so, dass bestehende, zuverlässige Quellen nur dann abzulösen sind, wenn sich bessere Alternativen anbieten. „Wir sind zufrieden mit der Zusammenarbeit zwischen Russland und Ungarn, zwischen Gazprom und MVM. Gazprom hat bislang alle Verträge eingehalten, die Lieferungen geschehen pünktlich, und wenn wir in der Not mehr Erdgas benötigten, fanden wir ebenfalls schnell eine Einigung.“ Um dann fortzusetzen: „Noch hat uns niemand ein besseres Angebot unterbreiten können. Niemand bietet preiswertere Rohstoffe zuverlässiger an. Warum also sollen wir den Partner wechseln?“

Russland
MVM und Gazprom unterzeichneten weitere Dokumente im Rahmen des langfristigen Gasliefervertrags.

Ukraine kann uns nicht länger erpressen

Wenn die Ukraine ihre Transitvereinbarung mit den Russen nicht verlängere, sei das für Ungarn deshalb kein Problem, „weil wir einst den Mut besaßen, gegen jede Drohung und freundlichen Ratschläge unserer Verbündeten eine alternative Route zu entwickeln, die das russische Gas via Türkei, Bulgarien und Serbien nach Ungarn transportiert“.

Unter enormem politischen Druck schloss Ungarn noch 2021 einen neuen langfristigen Gasliefervertrag über 15 Jahre mit Gazprom. In diesem Jahr bezieht Ungarn auf diese Weise 6,7 Mrd. m3 Erdgas, 2025 wolle man eine Menge ordern, mit der die Kapazitäten von TurkStream vollständig ausgelastet werden.

Szijjártó: „Der Westen heuchelt“

Auf Fragen von Journalisten bekräftigte Szijjártó, die Orbán-Regierung werde von außen unter Druck gesetzt. „Es ist aber nicht unsere Aufgabe, jene zufriedenzustellen, die uns politisch unter Druck setzen. Wir haben die sichere Energieversorgung des Landes zu gewährleisten“, hielt er fest.

Erneut verwies er auf den heuchelnden Westen, der Ungarn vom russischen Gas abkoppeln will, während in den Überseehäfen am anderen Ende des Kontinents laufend mehr russisches Flüssiggas anlande. Dasselbe spiele sich mit Erdöl ab, dass die Westeuropäer heute teurer via Indien einkaufen. „Ungarn besitzt weder Seehäfen noch große eigene Öl- und Gasfelder. Somit bieten uns allein langfristige Verträge Sicherheit, nicht etwa die Spotmärkte.“

Russland
Außenminister Péter Szijjártó dankte dem türkischen Energieminister Alparslan Bayraktar für die Rolle als zuverlässiges Transitland.

Das ZDF und der fehlende Respekt

Szijjártó: „Wir sind keine Jawohl-Nation!“

Am Rande des Forums kam es zu einem Eklat: In einem kurzen Wortgefecht wies der Außenminister dem zwangsgebührenfinanzierten ZDF-Reporter seinen Platz zu. Der Deutsche hatte Péter Szijjártó mit der Frage konfrontiert, ob seine Teilnahme an dem Energieforum in St. Petersburg „als weitere Provokation Ungarns in Richtung Brüssel“ zu verstehen sei?! Der Minister wollte die Frage nur kurz verneinen und das Gespräch abbrechen, der Reporter setzte jedoch nach, woraufhin Szijjártó ihn darum bat, erst einmal Benehmen zu lernen. „Versuchen Sie einen respektvollen und höflichen Umgang mit Ungarn! Dann versuchen Sie, die Dinge zu verstehen.“ Wenn Respekt und Anstand gegeben seien, wolle er zurückfragen: „Von welcher Art Provokation sprechen Sie eigentlich?“ Bevor der ZDF-Reporter seine Position darlegen konnte, stellte der Außenminister klar: „Es ist unser souveränes Recht zu entscheiden, an welchen Veranstaltungen wir teilnehmen. Wir sind keine Jawohl-Nation!“ Niemand werde Ungarn diktieren, auch nicht die Bundesregierung oder die Grünen in Deutschland.

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