Péter Magyar beim ORF
Nur „ein jüngerer Orbán“?
Korrespondent Ernst Gelegs konferiert Péter Magyar als einen, der das „System Orbán“ von innen kennt, weshalb seine Kritik daran äußerst glaubwürdig sei. Im Interview des ORF2 wird Magyar dann gefragt, ob er nicht einfach „ein jüngerer Orbán“ sei, nachdem er sich selbst als nationalkonservativ einordne und viele Positionen des regierenden Fidesz teile.
Die Sache mit den „Europakritikern“
Dabei wirft ihm das österreichische Staats-TV einen hohen Ball zu, ob er denn auch ähnlich „europakritisch“ wie Orbán sei. Natürlich sei er das nicht, reagiert der Vorsitzende der Tisza-Partei wenig überraschend, genauso wenig wie die absolute Mehrheit der ungarischen Bevölkerung. Dass er kritisch gegenüber der Ukraine sei, bestreitet Magyar, der die Österreicher auf „einige kritische Themen“ in Verbindung mit der ungarischen Minderheit in Transkarpatien verweist. Im Begleittext zum youtube-Video, das Magyar über die ORF-Reportage veröffentlicht, bedauert er zugleich, dass dies zusammengeschnitten sei, wobei mehrere Antworten zur Ukraine auf der Strecke blieben.
Von Rumänien abgehängt
Magyar übt in dem Gespräch schwere Kritik an der Orbán-Regierung, die Ungarn in den 20 Jahren seit dem EU-Beitritt zum ärmsten und korruptesten Mitgliedstaat machte. Er fragt, wie es sein kann, dass heute sogar schon in Rumänien ein höherer Mindestlohn und höhere Renten gezahlt werden? Und bezeichnet es als wichtigste Aufgabe der Tisza-Partei, Bildungs- und Gesundheitswesen zu modernisieren sowie die EU-Gelder zurückzuholen, „die heute von Brüssel wegen des hohen Korruptions-Levels der Orbán-Regierung zurückgehalten werden“.
Was die Österreicher sprachlos macht
Wohl zur Überraschung des ORF-Reporters sagt Magyar aber auch, selbst mit ihm als Regierungschef würde der Grenzzaun im Süden Ungarns bleiben, weil dieser auch den Interessen Österreichs und der anderen Mitgliedstaaten diene. Auch hinsichtlich der Aussichten für die Ukraine, Mitglied von EU und NATO zu werden, äußert sich der Chef der Tisza-Partei nicht sonderlich anders, als es der amtierende Ministerpräsident getan hätte. Die letzte Propagandafrage des ORF, wonach keine andere Partei in Orbáns „illiberaler Demokratie“ gewinnen könne, wird schließlich durch den Optimismus des jungen Parteivorsitzenden entschärft, der „100% sicher ist“, den Fidesz bei der nächsten Parlamentswahl 2026 zu besiegen.
Unsinn, jüngerer Orbán. Er ist in der EVP-Fraktion um Europa-Parlament und somit bekennender Komplize der EU-Kommission, will also Ungarn ebenso niedermachen wie diese. Und das Geld für seine Kampagnen: Woher soll er es haben, wenn nicht von den Multis? Wie soll er in irgendetwas besser als ÖVP oder CDU/CSU sein?
Aha. Was seinen Lügen betrifft. Jüngere Gyurcsany gekreutzt mit Fekete Györ.
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/188766/umfrage/bruttoinlandsprodukt-bip-pro-kopf-in-den-eu-laendern/
Das BIP/Person lag in 2023 in Ungarn bei 20.500 Euro. Das von Polen knapp darunter und das von Kroatien deutlich darunter. Von Bulgarien und Romänien erst gar nicht zu reden. Ungarn hat sicherlich heuer mehr Schwierigkeiten als vor 2020, aber das liegt auch am Krieg im Nachbarland und den angriffen linker Gruppen in der EU. Ungarn kann wieder auf einen guten Weg finden, wenn die Regierung andere Schwerpunkte setzt. Die Kritik von Magyar ist in Teilen idiotisch. Er ist genauso gekauft wie die Journalisten im Westen, die Magyar nicht kritisch hinterfragen, sondern begeistert feiern.
“Er fragt, wie es sein kann, dass heute sogar schon in Rumänien ein höherer Mindestlohn und höhere Renten gezahlt werden?”
Da soll er erst mal beweisen, wie das im Durchschnitt aussieht. Das mit dem Mindestlohn sagt wenig aus über die gesamten Löhne. Aber mal im Ernst: seit wann sollte sich H an Rumänien orientieren?