V4-Integration
Mitteleuropa stärken
Diese Aussage stützte Orbán auf den Umstand, dass die Handels- und Wirtschaftsbeziehungen Deutschlands mit den V4 schneller wachsen, als jene Deutschlands mit China. Die V4 sollten diese Chance ergreifen.
Die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Ungarn und Polen seien gemessen an den politischen und kulturellen Beziehungen ausgesprochen bescheiden, was an Sprachproblemen liege. Die Polen hätten gute Gründe, weder auf Russisch noch auf Deutsch kommunizieren zu wollen, also bleibe das Geschäftsenglisch.
Der PR-Spezialist R4S könnte ausgehend von dem nun in Budapest eröffneten Büro Brücken bauen. „Entweder die hier lebenden Völker organisieren diese Region zwischen den Welten der Russen und der Deutschen gemeinsam, oder es werden andere für uns tun“, warnte Orbán.
Einst überheblich, heute Realität
„Ohne die Visegrád-Staaten (V4) wäre Europa heute schwächer und ein weniger sicherer Platz“, erklärte wiederum Außenminister Péter Szijjártó am gleichen Tag auf dem Sicherheitspolitischen Forum Globsec in Bratislava. „Eine solche Äußerung hätte vor einigen Jahren vielleicht noch überheblich gewirkt, heute aber widerspiegelt sie die Realitäten“, sagte der Ungar mit Hinweis auf die robuste Wirtschaftsentwicklung der vier Länder, die zum Wachstumsmotor in der EU aufgestiegen seien.
„Es gibt heute zweifellos den Versuch einer intellektuellen Unterdrückung in Europa, ob in Debatten über Migration, Pressefreiheit oder Rechtsstaatlichkeit. Der Westen fühlt sich noch immer so weit überlegen, dass man den Mitteleuropäern sagen will, wie sie zu leben hätten.“
Zudem würde die EU heute von hunderttausenden illegalen Einwanderern überschwemmt, wenn sich die V4 nicht so vehement von Anfang an gegen die Pflichtquoten gewandt hätten. Ebenso wäre das Thema der EU-Erweiterung um den Westbalkan ohne diese Gruppe längst unter den Tisch gefallen. „Wir weisen jede politisch motivierte Behauptung zurück, wonach wir einzig Nutznießer der EU-Mitgliedschaft sein sollen, als würden wir keinen Beitrag zu den Erfolgen der EU leisten“, betonte Szijjártó.