Katalin Novák traf in Kiew mit Wolodymyr Selenskyj zu einem Gespräch unter vier Augen zusammen. Foto: Sándor-Palais

Novák in Kiew

Krieg muss da aufhören, wo er anfing

Staatspräsidentin Katalin Novák traf am Mittwoch in Kiew mit dem Präsidenten der Ukraine, Wolodymyr Selenskyj, zusammen. Die Ungarin forderte Frieden, um die Rechte der Kinder zu wahren.

Novák begann ihren mehrtägigen Besuch in der Ukraine mit Programmen in Transkarpatien, im Kreis von Angehörigen der ungarischen Minderheit. Am Mittwoch nahm sie in Kiew am Gipfeltreffen der sog. Krim-Plattform teil, wo sie sich für die Rechte der Kinder einsetzte. Die Ungarin forderte gerade im Interesse der Kinder einen schnellstmöglichen Frieden, denn Kinder seien dem Krieg am schwersten ausgeliefert. Der Krieg verbaue den Kindern ihre Zukunft, sagte sie.

Die Befreiung der Krim

Laut ukrainischen Medien erklärte Novák bei ihrer Ansprache auf dem Gipfel ihre Solidarität mit der Ukraine: „Wir stehen ganz klar auf der Seite der Ukraine und müssen die nicht provozierte Aggression Russlands verurteilen.“ Einmal mehr bekräftigte Ungarns Staatspräsidentin, dass Souveränität und territoriale Integrität der Ukraine nicht in Frage gestellt werden können. „Die Ukraine hat das Recht zu sagen: Dort, wo der Krieg seinen Anfang nahm, auf der Krim, dort muss er auch sein Ende finden, mit der Befreiung der Krim.“ Die sich verteidigende Ukraine genieße den Respekt und eine uneingeschränkte Solidarität von Seiten Ungarns.

Ungarns Staatspräsidentin (M. l.) nahm gemeinsam mit den Staatspräsidenten Portugals und Litauens am Gipfeltreffen der Krim-Plattform teil. Foto: Sándor-Palais

Die Sache mit dem internationalen Recht

Auf der Regierungspressekonferenz in Budapest zum Standpunkt der Orbán-Regierung befragt erklärte Kanzleramtsminister Gergely Gulyás: „Wir haben die Annexion der Krim und die russische Aggression immer wieder ganz klar als Verletzung der internationalen Normen verurteilt. Auch die jüngere Geschichte zeigt jedoch, dass es so eine Sache ist mit dem internationalen Recht, das von den mächtigen Staaten immer wieder relativiert wird. Wir setzen uns für einen sofortigen Waffenstillstand und Friedensverhandlungen ein.“

Unter vier Augen mit Selenskyj

Im Anschluss an den Gipfel empfing der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj Katalin Novák zu einem Gespräch unter vier Augen. Dabei wurden nach Informationen aus dem Sándor-Präsidentenpalais fünf Punkte vereinbart. So wird ein direkter Kommunikationskanal zwischen den Präsidenten eingerichtet. Novák kommentierte, „so wie sich das für Nachbarn gehört“. Vorbereitet wird ein neues Dokument, das die Beziehungen zwischen Ungarn und der Ukraine niederschreiben soll. Budapest schließt sich der ukrainischen Friedensinitiative an. Dabei wolle man ein besonderes Engagement zum Schutz der vom Krieg betroffenen Kinder zeigen. Schließlich besteht Budapest darauf, Fortschritte bei der Gewährleistung der Minderheitenrechte für die Ungarn Transkarpatiens zu erreichen.

Staatspräsidentin Katalin Novák legt Blumen an den Gräbern von Soldaten nieder, die im Ukraine-Krieg gefallen sind. Foto: MTI/ János Nemes

18 Antworten auf “Krieg muss da aufhören, wo er anfing

  1. Welche Friedensinitiative soll es denn in der Ukraine geben, die doch nur den totalen Krieg kennt und lauter Zwangsrekrutierte hat und dazu die Männer mittlerweile im Land einsperrt? Tyrannisches Putschregime der Westmarionetten, mit Hakenkreuzen und SS-Emblemen bei Spezialtruppen.
    Das halbe Land (und die Krim erst recht) hat(te) überwiegend russischsprachige Bevölkerung, die Janukowitsch gewählt hat. Die Westmarionetten, die sich nur auf den Rest des Landes stützen konnten, haben 2014 aus der Minderheit gewaltsam nach der Macht gegriffen, unter erklärter US-Regie, und unterdrücken seither die vielen Janukowitsch-Hochburgen. Dazu haben sie gegen Rußland zu seiner Unterwerfung aufgerüstet, das Minsk-Abkommen dafür als Finte genommen, wie Merkel und Hollande mittlerweile zugaben.
    Novák ist (wie fast ganz Europa) eine Marionette des US-Imperialismus, der sich in der Ukraine brutalst als Stellvertreterkrieg austobt, mit vielen Kriegsverbrechen. Wie konnte Orbán sie zur Präsidentin machen?

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  2. Ich frage mich in wie weit die Aussagen von Katalin Novák mit den Aussagen von Victor Orban zusammenpassen, die er im großen Interview der Schweizer Weltwoche und der BZ gegeben hatte.
    Ist das noch Diplomatie, die Teil des Rittes auf der Rasierklinge ist, zu der die Regierung Orban verdammt ist, um nicht von den angelsächsischen Wölfen gefressen zu werden? Ich gehe davon aus, dass es so zu verstehen ist.

    Die Bevölkerung der Krim hat sich per Referendum dafür entschieden, zu Russland zurückzukehren. Da gibt es nichts zu diskutieren. Daraus ein Recht abzuleiten, das die gewaltsame Rückeroberung der Krim rechtfertigt, wäre schon mehr als abenteuerlich und zudem ein Bruch der bisher eher neutralen Haltung der Ungarns.

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  3. Dort, wo der Krieg seinen Anfang nahm, auf der Krim, dort muss er auch sein Ende finden, mit der Befreiung der Krim.“
    Wenn es wurscht ist, was die Bevölkerung eines Territoriums denkt, gilt logischerweise: Rückgabe des Kosovo an Serbien. Das Kosovo wurde von Serbien abgetrennt, vom Westen legitimiert durch den Mehrheitswillen der dort ansässigen Albaner und die bürgerkriegsartigen Zustände, die man beenden wollte. Damals haben die Amis die UCK massiv unterstützt. Ein Paradebeispiel als Trumpf in den Händen Russland, aber es gibt einige. Die Novák hat nen Knall. Sie könnte sich mit dem Weihnachtsmann von Budapest arrangieren.

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  4. Auch auf Tichy gibt es dazu einen Beitrag:

    https://www.tichyseinblick.de/kolumnen/aus-aller-welt/ungarn-ukraine-strategie/

    Da fragt man sich zwangsläufig, warum jetzt. Wenn die bisherige Politik Ungarns nicht politisch, finanziell und wirtschaftlich einen gewaltigen Schaden für Ungarn im Westen angerichtet hätte, könnte man mit einem Lächeln darüber hinwegsehen und sich vielleicht nur wegen des Umfallers darüber ärgern, auch weil man vielleicht die neue Richtung für falsch hält. Das ist aber nicht der Fall. Deshalb muss die Frage jetzt lauten, war also alles Bisherige nur für die Katz und zum vorhersehbaren Nachteil Ungarns geschehen? Das Porzellan, das im Westen zerschlagen wurde, wird sich nicht so schnell kitten lassen, wenn überhaupt und Russland wird man jetzt doch gewaltig verärgern, obwohl man das am Anfang aus guten Gründen nicht wollte.

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  5. Ich weiß es nicht. Ich bin mir sicher : es läuft schon seit Snfang an einiges hinter geschlossenen Türen. Novak flog gleich nach Kiew zu Papst. Verwandte des Papstes Wien unterwegs in Mosksw, Kiew, Japan, China. Ich denke, im Herbst werden Waffenstillstand Gespräche ob offen oder im Geheim stattfinden. Die USA wird kein Geld mehr im Wahlkapf geben können. Ob die blöde v Leyen es allein stemmen kann? Und kommt Winter. Fur Ukraine eher schlecht, als Russland. Sie haben kein Soldaten mehr. Ich halte es für ausgeschlossen, dass sie zuruck zu 1991 gehen können. Scheinbar Deutschland will sich zurückhalten mit mehr Geld. Zu Material bracht man Mensch. Soldaten wachsen in 20 Jahre neu. Von wem?? Frauen sind im Ausland, Männer gestorben.

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  6. Putin hat ein neues Geschichtsbuch von seinem Berater Wladimir Medinsky verfassen lassen. Das Lehrbuch kommt zu dem Schluss, dass es ein großer Fehler der Russen war, sich aus Ungarn zurückzuziehen. Dieser Band wird für die obligatorisch Ausbildung von 17-Jährigen im ganzen Land verwendet.
    Danach griffen im Jahr 1956 aufständische ungarische Radikale, ehemalige Soldaten des faschistischen Ungarn, zu den Waffen und begingen zahlreiche Morde. Deshalb konnte Russland nicht anders und musste einschreiten.
    Weiter heißt es, dass 1989 der einseitige Abzug der sowjetischen Truppen aus Ost- und Mitteleuropa begann. Dies war eine besonders unüberlegte Entscheidung, da die Schwächung der sowjetischen Militärpräsenz in den verbündeten ost- und mitteleuropäischen Ländern zu einem Anstieg der nationalistischen und antisowjetischen Stimmung in diesen Ländern führte.“

    https://g7.hu/vilag/20230827/56-ban-fasisztak-lazadtak-hiba-volt-kivonulni-magyarorszagrol-putyin-uj-tortenelemkonyve-szerint/

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    1. Also auch sie machen woke Geschichte. Schlimm genug. In Japan Hiroshima Tag wurde mit keinem erwähnt, dass die Bomben die USA auf zivile geworfen hat. Merkel hat auch woke Geschichte bez. MAASSEN ( unter anderen) geschrieben.

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  7. Krieg in der Ukraine:
    In Bezug auf den Ukrainekonflikt heißt es, dass auf Befehl der NATO die Ukraine seine eigenen Bürger als menschliche Schutzschilde nutzt und ihnen nicht erlaubt, ihre Häuser zu verlassen. Laut Lehrbuch hat „keine Armee in der Weltgeschichte jemals solch brutale Taktiken auf ihrem eigenen Territorium angewendet“. Die vielen Flüchtlinge in den Westen und die vielen russischen Angriffe auf zvile Einrichtungen bleiben unerwähnt.

    Stalin:
    Stalins Rolle wird nur als jemand beschrieben, der „klar die Interessen der sowjetischen Außenpolitik verteidigte”. Auf die innenpolitische Dimension von Stalins Verhalten geht man nicht näher ein.

    Zu Russlands innerer Verfassung wird festgestellt:
    Es besteht kein Zweifel daran, dass die Herausforderung durch den Westen unser Land stärker und das multiethnische russische Volk noch stärker vereint.

    Quelle siehe oben!

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    1. Die Ukrainer zielen massenhaft absichtlich auf zivile Einrichtungen, die Russen weniger. “Flüchtlinge” fliehen eher vor Selenski oder wollten schon immer in den Westen, aber viele davon fahren trotzdem mit Flixbus bald vorübergehend wieder in die Ukraine zurück, scheuen sich davor nicht.
      Stalin zu verharmlosen oder zu verherrlichen, ist allerdings übel.

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  8. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hält eine Verhandlungslösung für die seit 2014 von Russland annektierte Krim für möglich.

    >„Wenn wir an den Verwaltungsgrenzen der Krim sind, denke ich, kann man politisch die Demilitarisierung Russlands auf dem Gebiet der Halbinsel erzwingen“, sagte er in einem Interview am Sonntag, das am Montagmorgen von mehreren ukrainischen Medien aufgegriffen wurde. In der Vergangenheit hatte Kiew, mehrfach seine Entschlossenheit betont, die Krim militärisch zurückzuerobern. Laut Selenskyj wäre eine politische Lösung für die Krim allerdings besser, da sie mit weniger Opfern verbunden wäre.<

    https://www.faz.net/aktuell/politik/ukraine-liveticker-selenskyj-deutet-moegliche-politische-loesung-um-die-krim-an-faz-19030454.html

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  9. Vielleicht liegt der ungarische Meinungsumschwung auch darin begründet, dass man den weiteren Kriegsverlauf in der Ukraine jetzt anders als zu Anfang des Krieges bewertet. Ich muss allerdings sagen, dass es sich bei dieser Vermutung um reine Spekulation handelt, um die Kehrtwendung Ungarns um 360 Grad irgendwie logisch erklären zu können. Ich kam darauf, als ich ein Interview mit Vladimir Osechkin gelesen habe (unten der Link zu einer kurzen Zusammenfassung).

    Seine wesentlichen Aussagen lauten wie folgt:

    • Das russische System ist an seinem oberen Ende angelangt und zeigt Erschöpfungserscheinungen,
    • die Russen hätten große Probleme bei der Beschaffung von neuer Munition (Altbestände gehen in vielen Bereichen dem Ende zu),
    • außerdem hätten sie Problem mit einer großen Zahl von Menschen, die nicht in der Armee dienen wollen und lieber aus den Kriegsgebieten fliehen oder um Evakuierung bitten und
    • Anweisungen und Befehle werden vor Ort häufig heimlich sabotiert.

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    1. “Vielleicht liegt der ungarische Meinungsumschwung auch darin begründet, dass man den weiteren Kriegsverlauf in der Ukraine jetzt anders als zu Anfang des Krieges bewertet.”
      Das sind reine Spekulationen, es gibt keine Erklärungen aus der Regierung oder auch nur von Seiten ihrer Denkfabriken, die das untermauern würden.
      “…die Kehrtwendung Ungarns um 360 Grad” So was gibts nur bei Super-Vordenkern der Politik wie A. Baerbock.
      Alle taktischen Hinweise auf ein schwaches Russland beantwortet die Orbán-Regierung von Anfang an dahingehend, ein politisch geschwächtes Russland, womöglich gar ein Umsturz in Moskau, sei nochmals gefährlicher.

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  10. Aus diesen Punkten schließt er, dass sich das System möglicherweise auf ein „Zurückrudern“ vorbereitet.

    Er sagt nicht, dass der Krieg schon bald enden würde. Aber für ihn scheint klar zu sein, dass Russland ihn nicht mehr so wie bisher weiterführen kann. Seiner Meinung nach fehlen der russischen Armee insbesondere Freiwillige und sie haben nicht die Möglichkeit, wie es beispielsweise im 2. Weltkrieg der Fall war, Zwangsrekrutierte mit einem grausamen System jeden Tag zu Tausenden an die vorderste Front zu treiben. Deshalb wird Russland sich zwangsläufig einschränken müssen. Folglich dürften Charaktere wie Girkin, Utkin und Prigozhin nicht mehr im Hintergrund aktiv sein, da sie das nie akzeptieren und Unruhe stiften würden.

    Wie gesagt, reine Spekulation! Aber irgendeinen Grund muss das alles ja haben. Es ist sicherlich kein Zufall.

    https://www.unian.net/russianworld/putin-gotovitsya-sdat-nazad-pravozashchitnik-uvidel-signal-priblizheniya-konca-voyny-12374793.html

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    1. Ergänzend hierzu hat die NZZ einen Beitrag von Jan Kallberg veröffentlicht, der Assistenzprofessor an der United States Military Academy in West Point ist und der erwartet, dass der militärische Druck auf die russischen Versorgungslinien enorm zunehmen wird.

      Ob die Argumente tatsächlich den Tatsachen entsprechen und ob man in der ungarischen Regierung auch so denkt, kann ich nicht beurteilen. Ich übernehme deshalb auch keine Garantie für die Richtigkeit der genannten Argumente!

      Allerdings könnte beides, die verringerten militärischen Fähigkeiten Russlands in der Zukunft und den zu erwartenden militärischen Druck auf die russischen Versorgungslinien, die Kehrtwendung Ungarns erklären. Wer will, kann sich übrigens bei der NZZ kostenlos anmelden und den Artikel selber nachlesen.

      https://www.nzz.ch/meinung/ukraine-entscheidender-durchbruch-naeher-als-gedacht-ld.1753784

      Vielleicht äußert sich die ungarische Regierung auch mal klar u. nachvollziehbar selber dazu. Es bleibt abzuwarten.

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