Foto: MTI/ Tamás Kovács

Deutsch-Ungarisches Barometer

Kein schönes Bild

Rund 200.000 Ungarn leben in Deutschland, und rund 200.000 Ungarn arbeiten hierzulande für deutsche Unternehmen.

Diese Zahlen nannte der Vizepräsident des Parlaments, Csaba Hende, bei der Vorstellung der Ergebnisse des 8. Deutsch-Ungarischen Barometers der Konrad-Adenauer-Stiftung und des Nézőpont-Instituts vor dem Wochenende in Budapest. Der Regierungspolitiker erinnerte daran, dass die Donau und die gemeinsame Geschichte die beiden Völker verbinden, die aktuelle Studie aber kein schönes Bild zeichne. Da die Welt an einem Wendepunkt angelangt sei, wäre dies jedoch eine gute Gelegenheit für einen Neuanfang.

Fortschreitende Entfremdung

Die repräsentative Erhebung wurde in Ungarn durch das Nézőpont-Institut, in Deutschland durch die INSA-Consulere GmbH vorgenommen. Direktor Ágoston Sámuel Mráz und Geschäftsführer Hermann Binker verwiesen auf den Trend, dass insbesondere die Meinung der Deutschen über die Ungarn immer weniger positiv ausfällt. Das sei einer fortschreitenden Entfremdung infolge unterschiedlicher Ansichten in wichtigen Fragen unserer Zeit geschuldet. Die Ungarn halten nichtsdestotrotz noch immer mehrheitlich (zu 53%) große Stücke auf die Deutschen, umgekehrt gibt es Lob nur noch von 43% der Deutschen. Das entspricht gegenüber der Vorjahresstudie einem Rückgang um mehr als zehn Punkte. Positive Meinungen über den Partner artikulieren in Deutschland eher ältere Menschen und Ostdeutsche, in Ungarn am ehesten die jüngere Generation. Die bilateralen Beziehungen geben nur noch 39% der Ungarn und lediglich 26% der Deutschen Anlass zu Genugtuung.

Die Mitschuld der Medien

Die Studie hält explizit das vorherrschend negative Bild der Medien in Deutschland über Ungarn für einen Auslöser dieser wenig erfreulichen Entwicklung. Es gebe sechs Mal mehr Kritiken in deutschen Medien über die Orbán-Regierung als umgekehrt in ungarischen Medien über die Ampel-Regierung. Abgesehen von der Medienpropaganda würden aber immer noch mindestens vier von fünf Ungarn und Deutschen Bürger des Partnerlandes als Nachbarn, Kollegen oder Freunde akzeptieren. Immerhin haben 54% der Deutschen die große Rolle Ungarns beim Fall der Berliner Mauer bis heute nicht vergessen.

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