Gasversorgung
Außenminister Péter Szijjártó während seiner Rede auf der Russischen Energiewoche. Foto: Außenministerium

Szijjártó zur Gasversorgung

„Weiterhin gesichert!“

„Wenn der Westen und Russland nicht miteinander reden, wenn die Kommunikation versandet, dann geben wir in dieser schrecklichen Situation auch die Hoffnung auf den Frieden auf“, warnte Außenminister Péter Szijjártó aus Moskau.

Dort nahm Szijjártó  am Donnerstag als einziger Minister aus EU und NATO an der Russischen Energiewoche teil. Ungarn habe die Hoffnung noch nicht aufgegeben und bete für einen schnellstmöglichen Frieden in der Nachbarschaft. „Die Lage ist verheerend, Menschen sterben und leiden, die Inflation klettert in Rekordhöhen und wir werden mit der ersten globalen Energieversorgungskrise konfrontiert“, führte der Minister aus.

Ungarn halte an der Energie-Zusammenarbeit mit Russland fest, weil man mit ideologischen Phrasen nicht heizen könne. Es bleibe dabei, dass Ungarn keine EU-Sanktionen mittragen werde, in deren Folge die sichere Energieversorgung des Landes gefährdet würde. Die Orbán-Regierung lasse sich ausschließlich von den nationalen Interessen leiten.

Energierechnung von 29 Mrd. Euro?

Szijjártó nannte erstmals konkrete Zahlen, wonach Ungarns Energierechnung von zuletzt 7 Mrd. Euro über voraussichtlich 19 Mrd. Euro in diesem Jahr in 2023 bis auf 29 Mrd. Euro steigen könnte. Nach Verhandlungen mit Gasprom-Chef Alexej Miller am Mittwochabend bekräftigte der Außenminister, Ungarns Gasversorgung sei auch in der jetzigen außerordentlichen Situation gesichert.

Er meinte, dieser Winter sei quasi gerettet, man müsse aber auch schauen, was in den kommenden zwei, drei Jahren passieren werde. Nach dem Ausfall der Gaspipelines im Norden fließe Erdgas aktuell störungsfrei einzig über den „Türkischen Strom“.

Gasprom sagte Außenminister Péter Szijjártó (r.)  eine stabile Versorgung zu. Foto: Außenministerium

„Nicht die Russen haben uns im Stich gelassen“

„Die Entscheidungen in Brüssel haben der europäischen Energieversorgungssicherheit bislang nur Schaden zugefügt, die Maßnahmen unserer Regierung hingegen funktionieren, unsere Versorgung ist gewährleistet“, sagte Péter Szijjártó am Mittwochabend noch in Prag. Dass es auf dem Treffen der EU-Energieminister keine konkreten Entscheidungen gab, sei „ganz gut so“, weil ein Preisdeckel für Erdgas die Energieversorgung des ganzen Kontinents erschüttern könnte, ganz zu schweigen von neuerlich angeheizten Preisen.

Die EU-Kommission versuche eine Idee durchzudrücken, die nicht nur Anhänger findet. Für Ungarn heiße Diversifizierung nicht Ausschluss der Russen, aber z. B. mehr Erdgas aus Aserbaidschan und einen Ausbau der Kapazitäten der Adriatrasse. In jedem Fall müsse die Infrastruktur ausgebaut werden, es brauche mehr Leitungen und LNG-Terminals.

Zum Thema Zuverlässigkeit hat Ungarn auch seine eigene Lesart: Nicht die Russen hätten das Land im Stich gelassen, sondern zwei Großkonzerne aus den USA und Österreich. Denn Ungarn hatte sich bereits die Option auf 3 Mrd. m3 Gas aus der Förderung vor der rumänischen Schwarzmeerküste gesichert, doch ließen die Westkonzerne das Projekt schließlich platzen.

Bestenfalls auf freiwilliger Basis

Ungarn lehnt die Abgabe nationaler Befugnisse bei der Energiepolitik ab. Eine gemeinsame Beschaffung oder Speicherung könne man sich bestenfalls auf freiwilliger Basis vorstellen, merkte Szijjártó an. Ungarn habe seine Hausaufgaben gemacht und decke mit seinem Speichervolumen knapp die Hälfte des Jahresbedarfs ab, während es EU-weit kaum mehr als ein Viertel ist.

Selbst wenn die Speicher diesen Winter noch überstehen sollten, stelle sich die Frage, wie man diese ohne russisches Gas bis zum nächsten Winter wieder ausreichend auffüllen wolle. „Jene internationalen Institutionen, die sich noch ein Quäntchen Nüchternheit bewahrt haben, warnen bereits vor einer langfristigen Krise, bei der nicht der anstehende Winter die größte Herausforderung darstellt“, schloss der Außenminister.

Außenminister Péter Szijjártó will die Hoffnung nicht aufgeben, für den Frieden beten und weiter mit Moskau verhandeln. Foto: Außenministerium

Ein Gedanke zu “„Weiterhin gesichert!“

  1. Vielleicht sollte Szijjártó mal die Kollegen aus EU und NATO fragen, warum sie nicht nach Moskau gefahren sind.
    Szijjártós Reise wird in den deutschen Medien übrigens gar nicht wahrgenommen.
    Hier zeigen sich zwei Dinge:
    1. Die Orban Regierung ist in EU und Nato isoliert.
    2. Die Orban Regierung hat keinen Einfluss mehr.

Schreibe einen Kommentar

Weitere Artikel