Außenminister Péter Szijjártó im Interview mit Roger Köppel von der Schweizer Weltwoche. Fotos: Screenshots/ youtube-Weltwoche

Außenminister zur Weltwoche:

EU hat keine eigene Stimme

„Da ist eine große Portion Frustration in Europa wegen der Friedensmission unseres Ministerpräsidenten.“

Mit diesen Worten startete Außenminister Péter Szijjártó ein Interview für die Schweizer Weltwoche. Dahinter sieht der Minister Neid, weil Viktor Orbán praktisch der letzte und momentan einzige Politiker Europas ist, der sich gleichzeitig mit allen wichtigen Akteuren für die Weltpolitik und die globale Sicherheit treffen kann. Der Außenminister erwähnte konkret Donald Trump, Wladimir Putin, Xi Jin-Ping und Recep Tayyip Erdogan. Hinter den Attacken auf Orbán-Ungarn verberge sich aber auch Angst, „denn die Menschen beginnen zu erkennen, dass die EU im Ukraine-Krieg eine schlechte und erfolglose Strategie verfolgt hat, die den Bürgern riesige Schäden zufügt“.

Péter Szijjártó erklärte, die Friedensmission entstand in eigener Regie, denn die EU habe heute kein Gewicht in der Weltpolitik.

Kritik an der „Meinungsblase“

Szijjártó verwies auf die laufend wiederholten Fake News der Mainstream-Medien, Viktor Orbán hätte im Namen der EU gesprochen. „Dabei haben wir klar und deutlich formuliert, dass sich Ungarn gar kein Recht herausnehmen wollte, die EU in diesen Gesprächen zu vertreten. Wir sind uns vollends im Klaren darüber, dass der Ratsvorsitz nichts mit der Außenvertretung der EU zu tun hat.“ Die Friedensmission habe der Ministerpräsident in eigener Regie gestartet, schon allein deshalb, weil die EU heute nicht mehr als maßgeblicher Akteur der Weltpolitik angesehen wird. Viktor Orbán könne derweil seine Erfahrungen als Ministerpräsident mit der längsten Amtszeit in Europa, seine Visionen und seinen Mut einbringen, offen über die Zukunft Europas und im Namen des Friedenslagers zu reden.

„In der EU bringt man uns keinen Respekt für unsere Position entgegen. Man verurteilt, stigmatisiert und belehrt uns. Wenn du nicht das sagst, was der Mainstream hören will, gibt es keinen Raum für realistische Debatten, für gesunden Menschenverstand.“

An der „Meinungsblase“ der Mainstream-Medien kritisierte Szijjártó zudem, diese würden den Bürgern einreden wollen, der euroatlantische Standpunkt im Ukraine-Krieg sei tonangebend in der Welt, was weit entfernt von der Wahrheit ist. Wer nur den Mut aufbringe, sich aus dieser Blase zu befreien, der wird schnell erkennen, dass die globale Staatenmehrheit den ungarischen – in der EU gescholtenen – Standpunkt respektiert, Sympathien und Zustimmung zeigt.

Die Lösung muss von außen kommen!

Dass die Russen auf Zeit spielen, weil die Zeit für sie arbeitet, sei ein weiterer Fakt, den der Westen als russische Propaganda abtun will. Die Ukrainer benötigen immer mehr, erhalten diese Unterstützung aber auch, solange die Demokraten in den USA regieren. Orbán habe aus seinen Gesprächen die Erkenntnis gewonnen, dass wir unter diesen Umständen weder von den Russen noch von den Ukrainern erwarten können, den Krieg zu beenden. Die Lösung müsse von außen kommen, wofür sich die USA, China und „noch immer Europa“ anbieten. „Leider kopiert die EU heute nur die Strategie der USA, tritt als ihr Assistent auf, ohne eigene Stimme“, beklagte der Außenminister. „Die jetzige Regierung der Amerikaner ist eindeutig für den Krieg. Aber wenn es dort zu einem Machtwechsel kommt, wollen zwei Großmächte Frieden, was eine vollkommen neue Lage schafft.“ In diesem Zusammenhang bat der ungarische Chefdiplomat für mehr Beachtung der chinesisch-brasilianischen Friedensinitiative.

12 Antworten auf “EU hat keine eigene Stimme

  1. Zitat: „denn die Menschen beginnen zu erkennen, dass die EU im Ukraine-Krieg eine schlechte und erfolglose Strategie verfolgt hat, die den Bürgern riesige Schäden zufügt“

    Sehr gut auf den Punkt gebracht!

    Hinzufügen sollte man aber unbedingt noch, das die durch die EU-Politik verursachten Schäden für Europa sehr viel größer sind, als für Russland.
    Wenn ich mich recht erinnere, war der Plan aber, Russland Schaden zuzufügen und nicht der EU.

    Oder hat man uns am Ende mit dieser (angeblichen?) Zielsetzung sogar belogen? Kann es vielleicht sein, dass der Russlandfeldzug nur eine blutige Inszenierung ist, um Europa mit den selbstmörderischen Sanktionen wirtschaftlich zu vernichten?
    Ohne die Lüge von dem angeblichen Angriffskrieg Russlands hätte man die Europäer doch nie dazu gebracht, ihre preisgünstige Energieversorgung aus Russland selbst zu kappen und damit die eigene Wirtschaft in den Ruin zu führen.

    Fortsetzung folgt…

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    1. Was man also tun musste, war, die Ukraine soweit militärisch gegen Russland aufzurüsten, bis Putin nur noch die Option blieb, einzugreifen. Schon hatte man Putin in der Position, ihm einen Angriffskrieg vorwerfen zu können.

      Wenn man sich die Ereignisse der letzten Jahre mal etwas genauer ansieht, fällt auf, dass die US-Strategen mit ihrer Strategie eigentlich recht erfolgreich waren und “mehrere Fliegen mit einer Klappe geschlagen haben”:

      – Sie haben dafür gesorgt, dass Russen auf Russen schießen
      – Sie haben die Wirtschaft der EU massiv geschwächt
      – Sie locken die EU Wirtschaft mit Anreizen in die USA
      – Sie haben den Keil zwischen der EU und Russland so tief eingeschlagen, dass es Jahrzehnte dauern wird, bis es überhaupt wieder eine theoretische Annäherung zwischen der EU und Russland geben könnte

      Das einzige was nicht erreicht wurde, ist die Schwächung Russlands, obwohl dass das eigentliche Ziel war. Irgendwie schon eigenartig, oder?

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  2. Zitat:
    Szijjártó verwies auf die laufend wiederholten Fake News der Mainstream-Medien, Viktor Orbán hätte im Namen der EU gesprochen.

    Welche Medien meint er da, ich kenne kein einziges das solches behauptet hätte. Natürlich kenne ich nicht alle, vor allem keine rechten Medien. Aber selbst die EU hat immer wieder verdeutlicht das Orban keinen Auftrag hatte mit diesen Politikern zu sprechen.

    Wer verbreitet denn nun hier die Fake News?

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    1. Ich weiß ja, dass Sie hier zu gerne sticheln, aber bitte, nur ein Beispiel.

      “Viktor Orban war auf “Friedensmission” gegangen – ohne Auftrag… Lindner lässt sich zitieren: Orban sei “kein ehrlicher Makler”.
      https://www.zdf.de/nachrichten/politik/ausland/eu-orban-bruessel-boykott-ratspraesidentschaft-100.html

      Alle dt. “Qualitätsmedien” handelten unisono (was denn sonst?) von der aus ung. Sicht unzulässigen Behauptung, “er habe kein Mandat”. Damit wird ihm etwas angedichtet. Kann man gerne machen, aber auf Vermutungen baut man keine Boykottaufrufe auf.

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  3. Leo hat schon fast alles richtig beurteilt. Bei uns in DE gehen inzwischen die erster Betriebe langsam vor die Hunde. Grund: Die hatten früher immer auch Großaufträge von Russland. Und der Kinderbuchautor Habeck und sein Chef in Berlin – die merken nichts und tun nichts.

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    1. Sehr merkwürdig wie hier Kinderbuch schreiben als etwas Schlechtes und Verachtenswertes dargestellt wird.

      Menschen die Kinderbücher schreiben können haben mehr Kultur und Intelligenz im kleinen Finger als einige Mitschreiber hier.

      Bildung und Kultur steht wohl nicht sehr weit vorn auf ihrer Agenda.

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  4. Das ist und war ein brillantes Interview zwischen dem ungar. Außenminister H. Peter Szijjarto und H. Roger Köppel, CH. mit treffenden Aussagen.
    Die jetzige EU, Teile der USA (vorwi. Demokraten), dazu sehr wenige, “westlich” orientierte Staaten machen etwa max. 1 Milliarde Erdenbürger aus und etwa 7 Milliarden Erdenbürger (von z.Z. etwa 8 Milliarden) interessiert diese “westl. Politik” einen feuchten Dreck, wie man so schön sagt.
    Was bilden sich nur diese westl. Hampelmänner, ohne einen bewundernswerten Mut des zu begrüßenden Friedensaktivisten H. Premier Viktor Orban nur ein!
    Wo ist nur, der oft bemühte politische Respekt der linksorientierten EU-Bürger und der verantw. EU-Mandatsträger geblieben?

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  5. Mal sehen, was der Moderator mir jetzt wieder alles zensiert!

    Herr Kadner schreibt: „Leo hat schon fast alles richtig beurteilt. Bei uns in DE gehen inzwischen die erster Betriebe langsam vor die Hunde. Grund: Die hatten früher immer auch Großaufträge von Russland.“
    Es ist immer wieder unglaublich, wie manche Menschen sich die Realität zurechtbiegen!

    Deutsche Exporte 2023 in die GUS-Staaten (ohne Russland) stiegen um 1,7 Milliarden Euro, Exporte nach Russland sanken gleichzeitig um 4,9 Milliarden Euro! Das macht ein Minus von 3,2 Milliarden aus! Selbst 2021 beliefen sich die Exporte nach Russland nur auf 26,6 Milliarden von ca. 1.500 Milliarden. 2022 waren es nur noch 14,6 und 2023 wurden insgesamt Waren im Wert von 11,4 von insgesamt 1.562 Milliarden Euro nach Russland exportiert. Ein Tropfen auf dem heißen Stein. Einige scheinen noch auf dem Stand der DDR-Zeit stehengeblieben zu sein.

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    1. Zum Vergleich die Exporte in die USA: Alleine 2023 wurden Waren im Wert von 158 Milliarden Euro aus Deutschland in die Vereinigten Staaten exportiert.

      Während der deutsche Export 2023 gegenüber 2022 insgesamt noch einigermaßen stabil blieb, sind die Importe um rund 150 Milliarden Euro gesunken. Alleine Einfuhren aus China brachen um 37 Milliarden Euro ein. Aus Deutschland wurden 2023 Waren im Wert von 1.562 Milliarden Euro exportiert und Waren für 1.353 Milliarden importiert.

      Der aktuelle Rückgang der Importe um ein Fünftel ist unter anderem Befürchtungen geschuldet, sich von einer Diktatur abhängig zu machen. Westliche Produkte sind aber teurer. Auch die Erkenntnis, dass der Seehandel angreifbar ist und damit unsicher wird, spielt eine Rolle bei Suche nach neuen Standorten. So suchen sich Firmen andere Lieferanten in der Nähe. Außerdem dürfte der schwache Konsum in Deutschland dazu beigetragen haben, dass die Einfuhren so stark zurückgingen und das hat natürlich auch auf deutsche Produktion für das Inland große Auswirkungen. Es wird nicht nur weniger importiert, sondern auch weniger aus Deutschland nachgefragt. Wird in Ungarn nicht anders sein.

      Neben den USA (gehen mit großem Abstand die meisten Exporte hin) und China spielen für den deutschen Außenhandel, die direkten Nachbarländer und die Europäische Union die größten Rollen. Die Niederlande liegen dank ihrer Häfen, aber auch der Landwirtschaft und Industrie vorne.

      Russland oder auch die BRICS-Staaten haben nie eine große Rolle bei den gesamtdeutschen Exporten gespielt, anders als bei den Importen aus China. Im Zeitverlauf haben die BRICS-Staaten als Handelspartner für Deutschland durch ihre zunehmende Integration in die Weltwirtschaft zwar an Bedeutung gewonnen: Zwischen 2006 und 2021 ist der Anteil der deutschen Exporte in die BRICS-Staaten von 7,9 % auf 11,7 % gestiegen, ist aber gegenüber 2020 (12,0 %) leicht rückläufig.
      Aber wie häufig, hier wird einfach Unsinn behauptet. Man muss sich ja nicht für den Quatsch rechtfertigen und finanzielle Nachteile hat man schon gar nicht zu befürchten – leider!

      Warum ist die Entwicklung so?

      Wegen des Rückbaus der Globalisierung und der maßlosen Ausgabenpolitik aller Länder auf dieser Erde! Sie führt zur Inflation und dadurch zur Konsumzurückhaltung der privaten Haushalte. Hinzu kommen die geopolitischen Unsicherheiten auf dieser Welt – dank Russlands und Chinas Expansionspolitik. Das führt wiederum dazu, dass viele Betriebe sich bei den Investitionen zurückhalten. Dieser Nachfragerückgang insgesamt trifft die deutsche Wirtschaft und nicht irgendwelche gescheiterten Großprojekte in Russland.

      Wer Links braucht, um das nachzuverfolgen, kann ich gerne nachliefern.

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