Orbán in Nordmazedonien:
EU begeht historischen Fehler
„Die Völker des Westbalkans haben mehr verdient“, erklärte Viktor Orbán auf der Pressekonferenz im Anschluss an die Gemeinsame Regierungssitzung. Ungarn nutze seine Ratspräsidentschaft offensiv aus, um die Stabilität der Region und ihre EU-Integration voranzubringen. Die Erweiterung dürfe nicht als Problem aufgefasst werden, sondern als eine riesige Chance, denn mit dem Westbalkan würde die Gemeinschaft eine neue Wachstumsdynamik erlangen.
Unwürdig überrundet
Der Ungar bezeichnete es als unwürdig und ungerecht, dass jene Länder, die sich seit Jahren anstrengen, den Auflagen der EU gerecht zu werden, nun aus rein geopolitischen Überlegungen von der Ukraine und Moldau überrundet werden. Nordmazedonien erlangte den Kandidatenstatus 2005 noch gemeinsam mit Kroatien, das heute längst EU-Mitglied ist. Wenn nun Albanien der Vortritt bei der Aufnahme der Beitrittsverhandlungen eingeräumt wird, verschlimmert die EU ihren historischen Fehler nochmals. Ungarn wisse Nordmazedonien nicht nur als gastfreundliches Land zu schätzen, denn weil es auf der Balkanroute liegt, ist es auch für die Sicherheit des Kontinents überaus relevant. Man habe deshalb den Kampf gegen die unkontrollierte Zuwanderung an der Südgrenze Nordmazedoniens seit 2015/16 mit insgesamt 2.400 Polizisten in ungezählten Kontingenten unterstützt.
Skopje dankt Budapest
„Ungarn ist ein gutes Beispiel dafür, dass starke bilaterale Beziehungen konkrete Ergebnisse bringen“, erklärte der Ministerpräsident Nordmazedoniens, Hristijan Mickoski. Die gemeinsamen Werte und Visionen würden die Entfernung überbrücken. Ungarn habe das Land zu jeder Zeit und insbesondere in der Frage der EU-Integration unterstützt. Skopje begrüße den Budapester Ansatz, den Balkan als geschlossene Entität zu behandeln, dessen Staaten ausnahmslos Mitglieder der europäischen Familie seien. Nordmazedonien habe deshalb die Entscheidung der EU-Kommission enttäuscht, Albanien zu bevorzugen. Dennoch wünsche er Albanien viel Erfolg auf seinem Weg in die Gemeinschaft.