Energiesicherheit
Ein „wahnsinniger“ Plan
Diesen Vorwurf formulierte Handelsminister Péter Szijjártó am Mittwoch in Moskau, wo er an einer Paneldiskussion im Rahmen der „Russischen Energiewoche“ teilnahm. Er bezeichnete den Plan der EU-Kommission, im Zeichen der Diversifizierung Energiequellen gegen andere auszutauschen, als „Wahnsinn“ und wiederholte, Ungarn gehe lieber von Mathematik, Physik und seinen Erfahrungen aus.
Es macht keinen Sinn
„Jedes Land auf der Welt sollte selbst entscheiden können, welchen Partner es als zuverlässig ansieht“, meinte Szijjártó zum Ansatz zahlreicher EU-Politiker, man müsse Russland als Energielieferant verstoßen, weil es sich nicht an Verträge halte. „Sie wollen uns zwingen, preiswerte, zuverlässige Energiequellen gegen teure und weniger zuverlässige Energien einzutauschen. Wir erkennen darin keinen Sinn.“ Ungarn werde die Sicherheit seiner Energieversorgung nicht aufs Spiel setzen, weil es damit auch die eigene Souveränität riskieren würde. „Mit politischen Losungen lassen sich keine Häuser beheizen“, Ungarn bewahre sich das Recht, den für das Land vorteilhaftesten Energiemix selbst zusammenzustellen.
Mindestens sieben Energie-Partner
Neben dem langfristigen Gasliefervertrag mit Gasprom bezieht Ungarn ebenfalls auf lange Sicht LNG in Kooperation mit Shell und der französischen ENGIE. Erdöl fließe über die Druschba-Trasse und die Adria-Trasse. „Wir beziehen unsere Energie also aus Quellen und über Partner in Russland, Aserbaidschan, der Türkei, Kroatien, Holland, Frankreich und den USA“, zählte der Minister auf. Die EU-Zentrale bedroht unter dem wenig stichhaltigen Vorwand der notwendigen Diversifizierung die Zukunft der Gaspipeline TurkStream und der Druschba-Trasse, die seit Ostblockzeiten russisches Erdöl nach Ungarn pumpt. „Wenn wir über zwei Öltrassen versorgt werden und man uns auffordert, auf eine davon zu verzichten, wieso nennt man das dann Diversifizierung? Wieso soll eine Leitung sicherer sein, als es zwei Leitungen sein können?“ Szijjártó bezeichnete diese ideologisch motivierten Forderungen als „vollkommen unlogisch“.
Verhandlungen mit Rosatom
In Moskau verhandelte der ungarische Handelsminister im Tagesverlauf noch mit den Energieministern Russlands und der Türkei sowie mit den Spitzen von Gasprom und Rosatom. Spätestens bis Februar wird der erste Beton für den 5. Reaktorblock in Paks gegossen, verkündete Szijjártó nach dem Gespräch mit Alexej Lichatschow. Das sei von hoher Relevanz, weil das AKW Paks 2. von dem Moment an bei der IAEA offiziell als Kernkraftwerk im Bau geführt wird.
