Ungarn und Deutsche

Die Begeisterung füreinander scheint zu schwinden

Ist das Ungarn-Bild in Deutschland wirklich so schlecht, wie es in tonangebenden deutschen Medien gerne dargestellt wird? Das Deutsch-Ungarische Barometer 2021 gibt Antworten.

Am besten über etwas urteilen kann man allgemein dann, wenn man seine über die verschiedensten Kanäle gesammelten Erkenntnisse mit persönlichen Eindrücken bereichert oder notfalls abgleicht. Denn leider gilt für immer mehr Medien, was einst kluge Leute als Effekt des kommerzialisierten Fernsehens voraussahen: Wenn Du Deine Informationen einzig aus dem Fernsehen gewinnst, kannst Du genauso gut aus der Mülltonne essen. Bevor die Forscher der hier behandelten Erhebung also wissen wollten, was die Befragten von dem jeweils anderen Land halten, erkundigten sie sich nach deren einschlägigen Erfahrungsschatz. Die Konrad-Adenauer-Stiftung und das Nézőpont-Institut befragten repräsentativ jeweils eintausend Bürger Deutschlands und Ungarns zu ihrem Verhältnis bezüglich Ungarns beziehungsweise Deutschlands.

Dabei stellte sich heraus, dass ein gutes Drittel der Ungarn und immerhin ein solides Viertel der Deutschen das andere Land nach 1990 wenigstens einmal besucht hat. Von deutscher Seite war das Interesse am Besuch Ungarns unter Personen mit Grundschulabschluss am wenigsten ausgeprägt, legte aber bei jungen Leuten und solchen mit höherem Schulabschluss auf mehr als ein Drittel zu. Auf ungarischer Seite fielen die Reisewerte neben den weniger schulgebildeten Personen auch bei älteren Menschen und Frauen zurück, stiegen aber bei jungen Menschen und im Kreis der befragten Männer beinahe auf die Hälfte, bei Akademikern sogar in die Nähe von zwei Dritteln.

Verblendete Sichtweise

Die Umfrage ergab, dass die Akzeptanz für Angehörige der anderen Nation auf beiden Seiten sehr hoch ist, wenn es sich konkret um die Einwohner des Landes oder die Rolle als Nachbar, Mitarbeiter, Freund oder Chef der Firma handelt. Etwas befremdlich wirkt in diesem Kontext, dass die Deutschen die Ungarn in „jeder beliebigen Rolle“ nur mehr zu 51 Prozent akzeptieren, im Vergleich zu 63 Prozent bei der gleichen Umfrage im Sommer 2020. Der Anteil von Befragten mit einer positiven Meinung über Ungarn ist dementsprechend auf 54 Prozent gefallen (während noch immer 68 Prozent der Ungarn gut auf Deutschland zu sprechen sind).

Sobald es konkreter wird, stimmt der Informationsstand der Deutschen zunehmend bedenklicher. Zwar sehen in beiden Ländern knapp zwei Drittel das andere Land als attraktiv für Touristen, aber eine gleichwertige Zustimmung erhält nur noch die „Korruption als schwerwiegendes Gesellschaftsproblem“ – im Bild der Deutschen über Ungarn. (Auf ungarischer Seite sehen nur 40 Prozent ein Korruptionsproblem für Deutschland.) Während eine stabile Mehrheit der Ungarn überzeugt ist, dass deutsche Medien ihre Regierung kritisieren dürfen, die Rechte der Bürger sowie speziell die Rechte der nationalen und ethnischen Minderheiten in Deutschland gewährleistet werden, glauben nur noch 31 Prozent der Deutschen an freie Medien in Ungarn (2020 waren es noch 36 Prozent). Besonders krass schlägt sich die Verblendung der Deutschen nieder, wenn weniger als ein Viertel glaubt, die Ungarn seien im Besitz ihrer Bürgerrechte, und gerade mal jeder Fünfte die Minderheiten in Ungarn in Sicherheit wähnt.

Die Migrationskrise gemeinsam lösen?

Sehr ausgeglichen beurteilten derweil Befragte beider Länder sogenannte Spannungsfelder, wie unterschiedliche Auffassungen über die Zukunft der Europäischen Union oder den Rechtsstaatskonflikt in Ungarn. Allerdings sind die Ungarn emotional stärker aufgeladen, wenn es darum geht, wie die Migrationskrise gelöst werden sollte oder wie die richtige sexuelle Erziehung von Kindern auszusehen hat. Die bilateralen Beziehungen zwischen Deutschland und Ungarn bewertet nur noch jeder dritte Deutsche positiv. In Ungarn hält sich eine Mehrheit, die mit 52 Prozent freilich auf den niedrigsten Wert der letzten fünf Jahre geschrumpft ist.

Für eine Vertiefung der bilateralen Beziehungen sind noch immer große Mehrheiten in beiden Ländern zu haben, die Begeisterung der Deutschen scheint jedoch zu schwinden. Konkrete Felder für Kooperationen würden aber die wenigsten gemeinsam bearbeiten wollen. Einzig bei der Migrations- und Flüchtlingspolitik wünscht jeder zweite Deutsche eine engere Zusammenarbeit mit Ungarn. In Ungarn ist dieser Anteil indes binnen eines einzigen Jahres von 50 auf 30 Prozent abgestürzt. Wohlgemerkt, die Erhebung wurde noch vor den Bundestagswahlen durchgeführt.

8 Antworten auf “Die Begeisterung füreinander scheint zu schwinden

  1. “Wenn Du Deine Informationen einzig aus dem Fernsehen gewinnst, kannst Du genauso gut aus der Mülltonne essen.”
    Die Mülltonne sind ARD, ZDF und die anderen Lügenmedien, die von Soros und Gates gefüttert werden. Dass natürlich in Ungarn die demokratischen Werte eine viel anerkanntere Rolle spielen, während der Abbau von Demokratie und Rechtsstaatlichkeit in Deutschland dank Merkel vor die Hunde gekommen ist, wissen die depperten Frittenteutonen natürlich nicht. Wie denn auch bei der Propaganda. In H gibt es sogar noch oppositionelle Fernseh-Sender, die jeder kennt oder konsumiert. In der BRD is da nix. Angeblich wurde schon x-mal der letzte freie Radiosender abgeschaltet. Ein guter Gag der Gyurcsány-Linken für die deutschen Sesselpupser in den Redaktionen. Zum kaputtlachen. Orbán sollte mal versuchen, eine Runde von hochrangigen Richtern zum Abendessen einzuladen, damit der Richterspruch am Ende stimmt. Dann kämen die Bekloppten von der SPD mit Panzern.

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  2. “Verblendung” ist ja wohl das falsche Wort.
    Natürlich bekommen die Deutschen z.B. die Haltung und die Aussagen der ungarischen Regierung zu Migranten mit und auch die Lage der Roma-Minderheit in Ungarn ist ihnen bewußt.

    Korruption kann man als Deutscher, der in Ungarn Kontakte hat, durchaus persönlich erleben. Diese Korruptionserlebnisse werden dann eben nun einmal im Bekanntenkreis weitergetragen.

    Diesen Blick von außen als verblendet zu bezeichnen, versperrt die Chance Problemfelder zu akzeptieren und anzugehen.

    Dieses “Alles ist ganz toll” löst keine Probleme und verschärft sie sogar.

    Zudem muss man sich den agressiven Ton der ungarischen Regierung gegenüber der EU und auch Deutschland sowie deren sehr häufige Veto-Blockadehaltung bewußt machen, wenn man verstehen will, warum die Stimmung sich verschlechtert hat.

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    1. Die Lage der Roma-Minderheit in Ungarn ist den Deutschen bewusst ? mitnichten! Die wissen schon gar nicht, dass die einzige Roma-Politikerin im EU-Parlament von Fidesz gesandt ist und es eine Roma-Strategie gibt, dass anerkannt ist. (Jároka Livia aus Sopron) Die Roma-Morde fanden alle statt unter Gyurcsány statt, Die im Westen Aufsehen erregten. Jobbik war damals die Partei, die Konflikte anheizte. Genau diese Partei ist heute fast die stärkste Partei im Oppositionsbündnis, das sie gut finden. Die Deutschen lassen sich hinter die Fichte führen von solchen Propagandisten und Populisten wie Alex Hatzig. Wetten, dass sie genau dazu nicht eingehen und wieder von der EU schwafeln und dem ungarischen Ton.
      In Süddeutschland feiern Korruption und Vetternwirtschaft fröhliche Urständ. Und ansonsten ist die Lage in diversen Ländern ums Mittelmeer bestimmt nicht anders, Vetterwirtschaft betreffend.

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      1. Jeder, der in die Roma-Stadtteile fährt, bekommt dort sofort vor Augen geführt, dass hinter der Fidesz-Eigenwerbung ein großes Integrationsproblem zu finden ist.
        Unser Dr.Mokus hält in diesen Stadtteilen natürlich nicht an. Er sieht sich auch nicht an, wie dort Kinder aufwachsen müssen. Er sieht lieber weg und betrachtet sich die großen Plakate die Fidesz so zahlreich aufhängen lässt. 😉
        Und über ausländische Investoren sagt Achim Hartig: „Die nehmen Deutschland als stabilen Ort wahr mit einem demokratischen und rechtssicheren System, …” (faz.net)

        Im corruption-index teilt sich Deutschland mit Muxenburg Rang 9, während Ungarn neben Rumänien und Bulgarien Rang 69 einnimmt.
        Wenn also in Süddeutschland die Korruption fröhliche Urstände feiert, wie würde unser Dr.Mokus dann die Situation in Ungarn beschreiben?

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    2. Die Ampel macht gerade Politik für ganz Europa, versucht vielmehr. “Hallo Diktator” ist doch genau der aggressive Ton des linksgrünen Fernsehens, der Europa eint. Ich empfehle einen Film über Olaf Scholz mit dem Titel. “Hallo hässliche Glatze, Hallo Diktator!”
      Apropos Film: 2012 versuchte das deutsche Staatsfernsehen auf der Berlinale die Katastrophe der Jahre zwischen 2002 bis 2010 der neuen Regierung Orbán in die Schuhe zu schieben. Alle haben den Fakes geglaubt. Der Film “Csak a szél” von Bence Fiegauf sollte den deutschen Medien- Pfuschern dazu dienen, nachzuweisen, dass Orbán für die Armut und die Diskriminierung der Roma verantwortlich sei, obwohl der Film ein schlimmes Ereignis aus dem Jahre 2006 darstellte.

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  3. In Deutschland lassen sich die Leute halt von der gleichgeschalteten Lügenpresse verdummen, die ein immer schärferer Hetzpropaganda-Apparat wird, und lassen sich unter orientalischer Invasion und EU-Bürokratie begraben.

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  4. Ich finde das schon bedenklich wenn jemand die deutsche Medienlandschaft als Lügenpresse bezeichnet, sich aber bedenkenlos den Einheits Fidesz Brei in den ungarischen Medien reinzieht. Das bild der Ungarn in den Europäischen Ländern wird natürlich schlechter. Das ist Tatsache. Wenn das ganze provokative Verhalten von Orban bei den Schafen noch zieht, gibts halt viele, die sind einfach nur noch genervt davon. Und Fidesz von Korruption frei zu sprechen ist schon ziemlich derb.

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