Sir George Radda am 24. Mai 2016 bei einer Auszeichnungszeremonie in der ungarischen Botschaft in London. Foto: MTI/ Szilárd Koszticsák

Nachruf

Der Generationen inspirierte

Der weltbekannte Biochemiker Sir George Charles Radda, mit ungarischem Namen György Károly Radda, ist verstorben.

Der in Ungarn geborene britische Professor starb am Freitag im Alter von 88 Jahren. „Er hat uns ein außergewöhnlich reiches Erbe hinterlassen, seine aufopferungsvolle Arbeit ist eine Inspiration für zukünftige Generationen“, hob Szilveszter E. Vizi, Präsident der Ungarischen Gesellschaft der Corvin-Kette und ehemaliger Präsident der Akademie der Wissenschaften (MTA), hervor.

György Károly Radda wurde am 9. Juni 1936 in Győr geboren. Er absolvierte das Bencés-Gymnasium in Pannonhalma und wurde anschließend an die Chemiefakultät der Loránd-Eötvös-Universität immatrikuliert. Er verließ Ungarn in den Revolutionswirren von 1956, schloss sein Studium an der Oxford-Universität ab und erwarb dort seinen PhD. In den Jahren 1962 und 1963 arbeitete er an der University of California (Berkeley) mit dem Nobelpreisträger Professor Melvin Calvin. Bis 1984 war er Forscher und Dozent für Biochemie am Merton College in Oxford und zwischen 1988 und 1996 zudem Leiter der Abteilung für Biochemie und klinische Magnetresonanz des Medical Research Council. Ihm wird die Entwicklung der Magnetresonanztomographie (MRT) zugeschrieben.

Von 1991 bis 1996 war Radda Leiter der Abteilung für Biochemie an der Universität Oxford und danach bis 2003 Leiter des Medical Research Council in Großbritannien. Seine Forschungsaktivitäten konzentrierten sich auf die Enzymregulation, Bioenergetik und die Biochemie des lebenden Organismus im Zusammenhang mit menschlichen Krankheiten, hauptsächlich Herzerkrankungen, Diabetes und dem metabolischen Syndrom. Von 2001 bis 2003 war er Präsident des National Cancer Institute in London und von 2005 bis 2008 Leiter der Abteilung für Physiologie, Anatomie und Genetik der Universität Oxford. Im Jahr 2005 war er Gründer und bis 2010 Präsident des Singapore Bioimaging Consortium.

Ab 1980 war er Mitglied der Royal Society of London und zwischen 1984 und 2003 Professor für molekulare Kardiologie der British Heart Foundation. Er war Mitglied der Academia Europaea und seit 2010 Ehrenmitglied der Ungarischen Akademie der Wissenschaften. Zwölf Universitäten, darunter die Universität Debrecen und die Semmelweis-Universität, beriefen ihn zum Ehrendoktor. Er war ein Pionier bei der Anwendung der Kernspinresonanz (NMR) auf den menschlichen Körper. Radda war Autor von mehr als achthundert Publikationen. „Es braucht einen völlig neuen Ansatz, damit verschiedene Berufsgruppen nicht nur zusammenarbeiten, sondern auch gemeinsam über die Lösung der größten Probleme der Menschheit nachdenken“, lautete sein Credo. Im Laufe seiner Karriere erhielt er zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Order of the British Empire (1993). Im Jahre 2000 wurde er von Königin Elisabeth II. zum Ritter geschlagen. 2016 ehrte ihn Ungarn mit dem Mittleren Kreuz des Verdienstordens, 2018 mit der Corvin-Kette.

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