Zukunft der EU
Ansatz einer „Wiedervereinigung Europas“
Der EU-Minister hielt die Eröffnungsrede der V4-Diplomatenakademie an der Nationalen Verwaltungsuniversität (NKE). Die gemeinsam mit Stiftungen aus Polen und dem Karpatenbecken organisierte Sommeruni lädt Studenten aus den Visegrád-Staaten (V4) ein, die sich für internationale Beziehungen interessieren.
Bóka würdigte das Schumann-Modell für eine erfolgreiche europäische Integration, dem die deutsch-französische Versöhnung zugrunde lag. Allerdings setzen die Mitteleuropäer seit ihrem Beitritt 2004 der „Vereinigung des alten Kontinents unter französisch-deutscher Dominanz“ ihren Ansatz einer „Wiedervereinigung Europas“ entgegen. Heute habe sich ein scharfer politischer Konflikt zwischen den Bemühungen zur Zentralisierung versus der Bewahrung souveräner Mitgliedstaaten herausgebildet. Der Westen lehne ausgehend von den Erfahrungen des Zweiten Weltkriegs jeden Nationalismus ab, wohingegen nationale Gefühle und der Nationalstaat in Mitteleuropa positiv besetzte Begriffe sind, denn diese hätten das Überleben in Zeiten von Diktaturen gesichert. Daraus leitete der Minister den Anspruch ab, auch im 21. Jahrhundert die Unabhängigkeit zu bewahren. Die V4-Gruppe sei eine der erfolgreichsten Lobbys innerhalb der EU, die nicht nur weiterhin lebensfähig, sondern auch notwendig ist, meinte Bóka.